„Ich stamme ja aus einer Bäckersfamilie, da musste ich schon von klein auf in der Bäckerei mithelfen. Ich habe eine Ausbildung zur Bäckereiverkäuferin gemacht und bin mit 28 über den zweiten Bildungsweg an einen tollen Job gekommen: Beschäftigungstherapie in der Weißenau. Auch als Frau habe ich im geschlossenen Bereich der Psychiatrie nie Angst gehabt. Irgendwie fasziniert mich das ‚Andere‘. Daneben hat mich Kultur immer interessiert und das hat sich herumgesprochen. 1995 wurde ich gefragt, ob ich die Bewirtung der Zehntscheuer machen wollte. Wir wurden uns einig und sechs Wochen später habe ich erfahren, dass ich schwanger bin. So zog ich nach dem Erziehungsurlaub mit meinem Mann Michi ein Kind auf, arbeitete in der Weißenau und abends in der Zehntscheuer. Unser Sohn Matteo kam 2001 auf die Welt und ich half dann ab 2003 bei meinem Bruder bei Köln im Hotel aus, bin Freitagabend mit dem Zug heimgekommen und ging sofort zum Arbeiten in die Zehntscheuer. Ich war einfach schaffig.
2004 musste mein Mann beruflich nach Brandenburg wechseln. Ich hatte jetzt zwei kleine Kinder, einen Job, die Zehntscheuer und wurde Ortschaftsrätin in Eschach. Denn da ich mich für meine Stadt engagieren wollte, habe ich für die Grünen für den Ortschafts- und den Gemeinderat kandidiert, in den ich dann 2009 zusätzlich gewählt wurde. In Ravensburg war die Kuppelnauwirtschaft freigeworden, die hat mich interessiert. Ich konnte die Brauerei mit meinem Konzept überzeugen und war ab 1. Januar 2010 dort die Wirtin. 14 Jahre lang. Wir hatten tolle Zeiten. Aber die Coronajahre waren hart. Oft bin ich auch über meine Grenzen gegangen und habe dann auch gemerkt, dass ich genug getan hatte. Nach 15 Jahren Gemeinde- und 17 Jahren Ortschaftsrat habe ich kommunalpolitisch Platz für die nächste Generation gemacht und nicht mehr kandidiert, und zum 1. Januar 2024 die Kuppele in gute Hände übergeben.
Und jetzt, mit 67, habe ich endlich Zeit, mich um meine Familie und Freunde zu kümmern, fürs Rutentheater Kostüme zu nähen, zu lesen, mit meinem Mann zu reisen und über die PV-Anlage auf dem Dach und die Wallbox nachzudenken. In unserer schönen Heimat braucht es eben bürgerschaftliches Engagement. Hier habe ich als Ortschafts- und Stadträtin meinen Beitrag geleistet und bin froh an allem, was ich gemacht habe.“
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