Jupp Eisele
Der Sammler sorgte lange Zeit dafür, dass in Ravensburg die Kunst zu Besuch war
Jupp Eisele brachte gemeinsam mit seiner Frau Marielle ab 1966 genau 30 Jahre lang Gegenwartskunst ins Schussental – was nicht immer einfach war. Vor kurzem hat er Teile seiner Sammlung der Stadt Ravensburg vermacht.
© Don Ailinger
vom 15. Mrz 2024
Autor: Stefan Blank
Fotos: Don Ailinger

„Ich habe in Karlsruhe Kunst studiert und wurde dann Lehrer. In Ravensburg war ich 19 Jahre lang Schulleiter am Albert-Einstein-Gymnasium. Gleichzeitig haben wir uns immer für die Kunst der Gegenwart interessiert und früh mit dem Sammeln angefangen. Ich kannte ja viele Künstler von meinem Studium, und deren Kunst, meist Grafik, war preiswert. 800 Werke aus unserer Sammlung haben wir jetzt der Stadt Ravensburg vermacht. Hier finden sie sicher einen guten Platz.

In Ravensburg war in den 1960er-Jahren das Alte Theater neben der Galerie Döbele der einzige Ort, an dem zeitgenössische Kunst geboten wurde. Ich hatte mir das mal angeschaut und mich über eine Ausstellung aufgeregt. Oberbürgermeister Albert Sauer bekam das mit und meinte zu mir: ‚Dann machen Sie’s doch besser‘. Da konnte ich nicht kneifen. 1966 stellte ich dann Horst Antes und Wilhelm Loth aus. Und das gab gleich einen Skandal. Der OB rief mich in der Schule an und beklagte sich über ‚unanständige Bilder‘. Denn da hänge ‚was aus dem Hosenladen raus.‘ Er wollte die Ausstellung nicht eröffnen und eine Sittenkommission aus Gemeinderäten wurde einberufen. Aber mir war die Kunst wichtiger als die Meinung der Herren. Also habe ich das eine oder andere Bild ausgewechselt, wobei das Motiv immer dasselbe war. Die Ausstellung konnte eröffnet werden und es kamen Besucher aus nah und fern.

Ab da lief’s. Sechs Ausstellungen habe ich am Anfang im Jahr gemacht, später vier – und viele heute berühmte Künstler haben bei uns gewohnt. Dazu gehörten A. R. Penck, Michael Buthe, Sigmar Polke und viele andere. Wir haben das als unsere Aufgabe gesehen und sind 30 Jahre dabeigeblieben. Irgendwann stand dann in einer bekannten Münchner Kunstzeitschrift: ‚In Ravensburg geht die Kunst ab, in München nicht.‘ Das ist doch was. Heute ist es für uns nach wie vor beruhigend und aufregend, sich zu Hause in der Kunst zu bewegen.“

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