„Jede Kerze, die aus unserer Kerzenwerkstatt hinausgeht in die weite Welt, geht durch meine Hände. Wirklich jede ist ein Einzelstück und gibt mit ihrer Verzierung eine Erklärung, kann eine Geschichte erzählen. Das ist wichtig, denn die Menschen heute kennen die christlichen Symbole nicht mehr. Eine Kerze dient als Schmuck bei der Glaubensverkündung: bei der Taufe, der Erstkommunion, bei Hochzeiten. Das liegt mir seit 1963 am Herzen. Da fing ich an mit der Kerzengestaltung. So kann ich als Ordensfrau, die sich seit 1955 dem kontemplativen Klosterleben im Sinne des heiligen Benedikt verschrieben hat, nach draußen wirken – ins Oberland. Dabei komme ich aus dem Unterland. Aber schauen Sie sich um: 1923 wurde der Grundstein für unser Kloster gelegt, und schöner als über dem Schussental kann man sich’s nicht vorstellen.
Ich muss aus dem Kloster gar nicht raus, um auf dem Laufenden zu sein. Wir sehen zwar nicht fern, halten aber Tischlesungen ab, beispielsweise mit aktuellen Zeitungsartikeln. So sind wir bestens informiert und ich weiß, dass wir hier sehr wache Politiker haben. Es reicht, vor die Haustür zu gehen und über die Mauer und in die Ferne zu blicken. Der Ausblick ist wunderschön. Wenn dann vielleicht Nebel vom Bodensee das Schussental hinaufzieht, dann sieht das aus, als ob der Bodensee zu uns verrutscht wäre – und darüber der weite Horizont, was will ich mehr?“