„Ich bin Jannik. 28 Jahre alt. Triathlet. Und Oberschwabe aus Weingarten. Mit 16 bin ich ins Internat nach Freiburg. Da ging’s los: Landeskader, Bundeskader, später der Bundesstützpunkt in Saarbrücken. Nebenbei habe ich Wirtschaft und Recht studiert, später noch Finance im Master. Hat nichts mit Sport zu tun – und gerade das finde ich sehr bereichernd. Weil ich nie nur Sportler sein wollte. Ich habe einfach sehr viele Interessen – sei es Wirtschaft, Recht oder auch Politik – und fand es immer wichtig, über den Tellerrand hinauszuschauen.
Triathlon ist meine Leidenschaft, klar. Aber eben auch mein Beruf. Ich trainiere jeden Tag zwei- bis dreimal. 20 bis 25 Stunden pro Woche. Und trotzdem: Ich wollte immer was in der Hinterhand haben. Ein zweites Standbein. Weil ich weiß, wie schnell es vorbei sein kann.
2018 war so ein Schlüsseljahr. Ich hatte eine schwere Verletzung, habe den Trainer gewechselt, erhielt keine Förderung mehr. Und trotzdem bin ich Vizemeister bei der U23-EM in Israel geworden. Mein bislang größter Erfolg. Auch, weil ich ihn mir komplett selbst erarbeitet hab. Olympia war lange mein Ziel. Ich hab’s probiert. War in den Top 50 der Welt. Aber es gibt nur drei Startplätze pro Land – und fünf Deutsche waren besser. Danach folgte eine Lungenentzündung. Ich musste umdenken. Bin auf die Mitteldistanz gewechselt. Diesen Mai habe ich die Challenge St. Pölten gewonnen – ein sehr bedeutender Sieg für mich!
Ich lebe inzwischen in Budapest – wegen meiner Freundin, aber auch wegen der Schwimmgruppe. Die Trainingsbedingungen sind top. Um sechs Uhr fürh springen wir ins Wasser, das pusht. Ich hab vorher in Freiburg, Saarbrücken, Heidelberg, Girona gelebt. Alles Etappen. Ich arbeite nebenbei in einer Agentur für Radsport-Creator. Verhandle Verträge, schreibe Konzepte, manage Projekte. Ich coache auch Athlet:innen. Das klappt gut neben dem Sport – weil’s ortsunabhängig ist. Ich steh heute auf eigenen Beinen. Und ich hab’s nie bereut. Wenn ich nach Hause nach Weingarten komme, dann geht’s ins Freibad. Oder auf die alten Laufstrecken im Nessenrebener Wald. Ich habe damals beim SSV Weingarten angefangen zu schwimmen und bin in der Jugendabteilung des DAV Ravensburg groß geworden – bei Armin Reiner, der immer noch sensationelle Jugendarbeit leistet. Ich weiß, Triathlon ist kein sicherer Beruf. Aber ich habe gerade ein gutes Momentum. Ich gebe mir jetzt noch ein paar Jahre. Und dann? Dann kommt was Neues. Vielleicht Beratung. Vielleicht Investment-Banking. Vielleicht Politik.
Mein Ziel für dieses Jahr: die World Tour auf der Mitteldistanz. Ich will mich mit den Besten messen. Wenn ich irgendwann aufhöre, dann will ich sagen können: Ich hab alles versucht.“