Ingrid Geiger
Traumata aufgearbeitet und heute dank Kunst wieder reichlich Lebensfreude
Ingrid Geiger wurde in ihrer Kindheit traumatisiert, wuchs im Kinderheim auf und hat etliche Therapien hinter sich. Seit zehn Jahren macht sie im „Inklusiven Atelier“ des ZfP Südwürttemberg mit und kann heute wieder lachen.
© Don Ailinger
vom 12. Jul 2024
Autor: Stefan Blank
Fotos: Don Ailinger

„Als Kind habe ich viel erlebt. Von Anfang an wurde mir gesagt: ‚Du bist nichts, Du kannst nichts, Du bist nur ein Stück Dreck.‘ Neun Geschwister waren wir. Ich war mit meinen ersten Schwestern zeitweise im Heim, wurde misshandelt und missbraucht. Ich habe später lange im Ausland und im Dschungel gelebt, war drogenabhängig und Alkoholikerin. Aber aufgegeben habe ich nie. Auch und vor allem wegen meiner beiden Jungs, auf die ich so stolz bin. Ich habe etliche Therapien gemacht und kann trotzdem auf ein erfülltes Berufsleben zurückblicken. Seit 15 Jahren ist das Malen mein Weg der Aufarbeitung. Seit zwölf Jahren bin ich clean und seit zehn Jahren, also seit der Gründung, habe ich hier im ‚Inklusiven Atelier‘ in Ravensburg meine Heimat gefunden. Eine Therapeutin hatte mir davon erzählt. Ich bin hingegangen und wurde mit offenen Armen liebevoll empfangen. Denn hier steht die Begegnung im Mittelpunkt, der Austausch, das Gemeinsame. Es wird viel gelacht und das tut gut. Das kannte ich vorher in dieser Form nicht. Und die Kunst ist unser gemeinsames Medium. Wurde mir früher eingetrichtert, dass ich zwei linke Hände hätte, so schaffe ich heute mit diesen über meine Bilder Geschichten. Und dabei entsteht eine neue Schönheit. Dafür bekomme ich unglaublich viele positive Rückmeldungen. Das tut gut, denn in meinem Inneren ist noch so viel drin, da kommt so viel raus. Ich kann lachen, ich kann weinen und Malen ist mein Weg der Aufarbeitung. Hunderte Bilder sind so bis heute entstanden – und es werden immer mehr.

Einen Malkurs habe ich nie besucht und auch die alten Meister nicht studiert. Aber im ‚Inklusiven Atelier‘ fand ich gleich meine Staffelei und male seitdem am liebsten jeden Tag – ohne Anleitung. Träume und Sehnsucht fließen dann durch meine Hände und daraus entsteht meine Kunst. Heute weiß ich, dass ich ein starker Mensch bin und ich mache nur noch die Dinge, die mir Spaß bereiten.“

Im Inklusiven Atelier begegnen sich Menschen …

… mit und ohne Psychiatrieerfahrung, um gemeinsam kreativ zu sein. Wer selbst Kunst machen und sich darüber austauschen möchte, ist immer willkommen. zfp inklusives atelier

Making of #meinschussental Ingrid Geiger © Don Ailinger

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN: