Franziska Kössl
Sie bringt Holz zu Klingeln - in der Werkstatt mit Herz
Franziska Kössl gehört zu den ganz wenigen Gitarrenbaumeisterinnen Deutschlands. Gemeinsam mit Ehemann Andreas Dill betreibt sie den Gitarrenladen in Weingarten. Ihr absoluter Lieblingsort: die Werkstatt!
© Don Ailinger
vom 16. Juli 2025
Autor: Sandra Huth
Fotos: Don Ailinger

„Der Geruch. Der ist’s. Das ist mein Lieblingsmoment: wenn ich die Werkstatt betrete. Holz, Leim, ein bisschen Staub. Und dann dieses Wissen: Gleich entsteht wieder was. Ich liebe diesen Ort. Gitarrenbaumeisterin ist mein Beruf – aber eigentlich ist es viel mehr. Ich wohne quasi in dieser Werkstatt. Auch in der Freizeit. Wenn frei ist, dann bin ich hier. Und wenn es keine Gitarre ist, dann wird’s halt ein Tablett oder ein Schneidebrett aus Restholz. Ich bin gern kreativ – mit den Händen, mit dem Kopf. Ich baue unter meinem Mädchennamen Kössl. Das ist inzwischen auch so eine Art Marke geworden. Privat bin ich Franziska Dill. Rund 400 Gitarren sind mittlerweile unter meinen Händen entstanden. Die meisten klassisch, einige Western. Und jede davon ist ein Einzelstück. Das Schallloch, das ich bei jeder Gitarre aussäge, fädle ich auf. Und inzwischen ist das ein richtig schöner Turm geworden. Meine Modelle sind nicht kopiert. Klar, ich schau mir gute Gitarren an – aber ich habe meinen eigenen Klang im Kopf. Und jedes Holz ist anders. Da kann man nichts 1:1 übernehmen. Im Grunde geht es um Stabilität und Gewicht. Das sind die entscheidenden Faktoren. Was mich am meisten reizt: Der Kunde beschreibt mir seine Klangvorstellung – und ich versuche, genau das zu bauen. Zunächst ist es die Herausforderung, eine gemeinsame Sprache mit dem Kunden zu finden, um dann zu erkennen, was genau er sich wünscht. Denn es spielt ja auch jeder anders – mit Nägeln, mit Kuppe, mit Kraft oder eben ganz weich. Das alles muss ich rausfinden. Und umsetzen.

Ich bin schnell beim Bauen, sagt vor allem mein Mann Andreas. Ich denke, das liegt an der Erfahrung, meiner Struktur und geschickten Händen. Leerlauf gibt’s bei mir nicht. Eine einfache Gitarre dauert etwa 30 Stunden. Die mit zwei Hälsen, an der ich gerade arbeite, braucht natürlich deutlich länger. Das Markenzeichen ist immer der Kopf der Gitarre: die Krone. Meine ist schlicht – mit einer feinen Mittellinie. Ich mag’s reduziert, aber klar. Ich selbst sehe mich nicht als Gitarristin. Ich habe lange Zeit Cello gespielt. Gitarre habe ich dann erst später gelernt – ein bisschen. Mein Herz hängt nicht am Spielen, sondern am Handwerk, an der Erschaffung von Klang. Es hätte auch wirklich leichtere Jobs gegeben, aber ich liebe das hier. Was mich motiviert, Tag für Tag? Das Feedback. Wenn der Kunde zum ersten Mal auf seinem Instrument spielt und ich erkenne: Das ist genau das, was er wollte. Dieses Aaaahhh … das ist das Schönste.

Dann ist der Wunsch in Erfüllung gegangen – meiner und seiner. In unserem Laden bieten wir handgemachte Gitarren, Markenmodelle, Ukulelen, Zubehör, Service und Beratung. Die La Mancha-Gitarren zum Beispiel – das sind tolle, bezahlbare Anfängermodelle. Meine persönlichen Lieblinge sind die leichten Gitarren. Die sprechen direkt an, kommen schneller in Schwingung. Viele unserer Kunden kommen von weit her – Karlsruhe, Mannheim, München, Zürich. Aber wir bleiben hier. Weil wir gern hier sind. Weil wir hierhergehören. Und weil dieser Ort, diese Werkstatt, einfach unser Herz ist.“

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