Das Motto der Firma Bausch ist Programm. Armin Bausch sorgt in der vierten Generation dafür, dass Abfall korrekt verwertet wird. © Don Ailinger
„Bringen wir’s in Ordnung“ heißt das Motto des Hauses. Denn Ordnung ist nicht nur das halbe Leben, sondern eröffnet gerade beim Recycling große Chancen. „Rohstoffe sind unser Business“, sagt Bausch und meint damit, dass es sich lohnt, in die bei ihm angelieferten Sperrmüll- und Gewerbeabfälle-Container hineinzuschauen. Oder in die Kisten, Tüten, Koffer und Eimer, die an sechs Tagen die Woche „zum Bausch“ gebracht werden. „Wir ziehen die verwertbaren und damit werthaltigen Stoffe raus, verkaufen diese weiter und bringen sie somit wieder in den Kreislauf.“ Auf diese Weise können rund 70 Prozent der Abfälle recycelt werden und die restlichen, durch eine Sortieranlage gewonnenen Abfälle schließlich verbrannt werden – als Ersatz für Brennstoffe wie Kohle, Erdöl oder Gas.
„Erst wenn kein Abfall mehr anfällt, dann hat die Menschheit ihre Hausaufgaben gemacht.“
Schrotthändler in der vierten Generation
Der verbrannte Abfall verschwindet übrigens nicht aus der Welt, wie der Schrotthändler erklärt. „Die anfallende Asche wird zu Schlacke aufbereitet, verwertet und endet dann beispielsweise als Füllmaterial bei Straßenausbesserungsarbeiten.“ Klingt gut, aber Bausch schaut noch weiter in die Zukunft: „Erst wenn kein Abfall mehr anfällt, dann hat die Menschheit ihre Hausaufgaben gemacht.“
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150.000 Tonnen Abfall allein in Ravensburg, das klingt wie eine unglaubliche Zahl. Aber der Blick über den Tellerrand verrät viel mehr über die Welt des Mülls: 2,6 Milliarden Tonnen Abfall weltweit werden von Expert*innen für das Jahr 2030 vorhergesagt. 2050 werden es wohl 3,5 Milliarden sein. Der World Wildlife Fund (WWF) geht davon aus, dass allein beim Plastikmüll mit einem jährlichen Eintrag in die Gewässer der Welt von 19 bis 23 Millionen Tonnen auszugehen sei. Nur ein geringer Teil des Plastikmülls schwimme dabei auf der Oberfläche, der Rest gelange in tiefere Gewässer oder auf den Meeresboden. Schätzungen zufolge lagern hier bereits 80 Millionen Tonnen Plastik. Für ganz Deutschland zählte 2020 das Statistische Bundesamt (Destatis) 414 Millionen Tonnen Abfall, und in Baden-Württemberg hütet das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft die Müllzahlen: 11,95 Millionen Tonnen haben die öffentlich-rechtlichen Entsorger im Jahr 2021 angenommen und entsorgt. Pro Kopf sind das nicht weniger als 364 Kilogramm. 162 davon sind Wertstoffe aus Haushalten, also Restmüll, 58 stammen aus der Biotonne und 144 Kilogramm sind Haus- und Sperrmüll.
Womit wir im Landkreis Ravensburg angekommen wären. 2021 fielen hier 31.271 Tonnen privater Abfall an, davon 23.772 Tonnen Hausmüll und 7.499 Tonnen Sperrmüll. Also 109 Kilogramm Müll pro Einwohner*in – ohne Wertstoffe, Abfälle aus der Biotonne und Grünabfälle. Damit liegt Ravensburg im baden-württembergischen Vergleich bei den Städtischen Kreisen an fünfter Stelle von 27 – hinter Calw, Rastatt, Tübingen und dem Zollernalbkreis. Schlusslicht ist der Ortenaukreis mit 218 Kilogramm Müll pro Einwohner*in. Was aber nicht heißt, dass wir uns auf den vermeintlich guten Zahlen ausruhen sollten.
Denn heute haben wir die Wahl. Wir können recyceln, upcyceln und downcyceln. Wir können überholte E-Bikes kaufen, Stühle aus Kunststoffresten und Kaffeebohnenfasern oder Outdoorkleidung aus geschredderten PET-Flaschen. Und wir können Müll vermeiden. Wie das geht und wie der Recyclingzyklus in Gang gesetzt werden kann, das lernen die Kleinen heute glücklicherweise schon in der Kindertagesstätte. Zum Beispiel in der Katholischen Kindertagesstätte St. Theresia in Ravensburg. Hier geht es „Hand in Hand in die Zukunft“, wie an der Eingangstür steht. Um den Müll und seine Vermeidung geht es hier im großen Maßstab seit 2020. Damals, so erzählt die Leiterin Brigitte Gerhardt, ging es zuerst um den täglichen Müll im Garten und dem Gebüsch ums Haus herum. „Denn beim Vorbeigehen werfen Leute ihre Zigarettenpackungen und Plastikbehälter einfach bei uns über den Zaun. Also haben wir angefangen, mit den Kindern zusammen den Müll einzusammeln.“
ist das immer ein Erlebnis. © Don Ailinger
Heute ziehen Paula, Fatima, Mia, Francisco, Leana und Emily unter der Obhut von Erzieherin Tanja Fröhle öfters los zum Schussenufer. Bewaffnet mit Handschuhen und Greifern sammeln sie Zigarettenkippen, Glasscherben – „Vorsichtig sein beim Aufheben!“ –, Bonbonpapier und Plastikfolien, Dosen und Tetrapacks. Der Sack füllt sich schnell und an der Schussen ist es für kurze Zeit sauber. Francisco weiß genau, warum er hier sammelt: „Weil wir nicht wollen, dass es schmutzig ist. Und wenn wir den Müll einsammeln, ist es viel schöner.“ Und das ist sicher so manche Putzete wert.
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Wir sollten aber nicht vergessen, dass Werte schlichtweg auch erhalten werden können. Spuckt der Toaster nur noch Briketts aus oder der Wasserkocher nur noch handwarme Brühe, dann muss nicht gleich ein neuer her. Denn vieles kann repariert werden. Also, um im Jargon der Branche zu bleiben: Es kann „repaired“ werden. Beispielsweise in einem Repair Café.
„Unsere Erfolgsquote liegt bei 70 bis 75 Prozent.“
Mitglied im Orga-Team des Repair Cafés
Recycling im Schussental