„Ich würde mich als ganz normalen Organisten bezeichnen. In meinem Heimatort Goppertsweiler bin ich Hilfsorganist, denn hier gibt es keinen eigenen Kirchenmusiker. Also helfe ich aus, denn zu einer Kirche gehört nun mal die Musik. Genauso wie in Weingarten. Da ist die Gabler-Orgel in der Basilika schon eine besondere Nummer. Denn mit ihr und ihren symbolischen 6.666 Pfeifen hat Joseph Gabler das Kloster Weingarten aufgeladen und ihm eine ganz besondere Bedeutung verliehen – mit 66 Klangfarben und sechs Teilwerken für das Manual. Die Sechs steht für das Universelle, für Norden, Süden, Osten, Westen, oben und unten. Ein Gesamtkunstwerk also, akustisch, optisch und handwerklich. Die Orgelmechanik ist eine der kompliziertesten der Welt und beim Spielen bediene ich das größte Barockpedal der Welt. Schon in meinem Studium in Essen wurde der Gabler-Orgel eine ganze Unterrichtsstunde gewidmet, 1993 konnte ich sie zum ersten Mal anschauen. Und ich dachte: ‚Hier müsste man Organist sein.‘ Dieses Wunderwerk darf ich nun seit dem 1. Januar 2000 als Kirchenmusiker spielen.

Heute komme ich dem, wie ein Orchester klingen soll, sehr nahe. Das ist gar nicht so einfach, denn die süddeutsche Gläubigkeit ist schwer in Töne zu fassen. Mit einem ernsten Touch, aber leicht beschwingt und spielerisch ist sie fast schon weltlich. Gleichzeitig sollte die Orgel im Barock eine Gegenwelt aufbauen und quasi die Menschen mit sanften Tönen zum Himmel erheben. Und da wird es anstrengend, denn als Kirchenmusiker muss ich himmlische Klänge aus der Orgel herausholen. Himmel und Erde sollen sich berühren. Wenn Kirchenbesucher die Verbindung mit der Ewigkeit spüren, dann habe ich das erreicht.“