Neurowissenschaftler fragt: Kann man KI überhaupt verstehen?

Künstliche Intelligenz. Ein mächtiges Werkzeug.

vom 16. Juli 2025
Autor: Meike Winter
Fotos: Felix Kästle
© Felix Kästle
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Was ist eigentlich Künstliche Intelligenz (KI) und wie unterscheidet sie sich vom menschlichen Denken? Der Hirnforscher Prof. Dr. Manfred Spitzer war Gast beim TWS-Forum. Er ist Experte für Fragen und Antworten rund um die KI.

Prof. Dr. Manfred Spitzer
Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik Ulm,
Gründer des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL)

Künstliche Intelligenz hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und kommt heute in vielen Anwendungen zum Einsatz. Gemeint sind mit dem Begriff Programme, die das menschliche Denken imitieren sollen und es meist sogar übertreffen. Manfred Spitzer ist einer der bekanntesten deutschen Neurowissenschaftler, leitet seit 1997 die Psychiatrische Universitätsklinik Ulm und gründete 2004 das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL). In seinem Buch „Künstliche Intelligenz“ spannt der Experte den Bogen von den Anfängen der KI mit dem Chatbot Eliza (1966), der bereits einfache therapeutische Gespräche simulierte, bis hin zu modernen Systemen wie DeepMind. Dieses Unternehmen entwickelte mit der KI namens „AlphaFold“ ein System, das die Faltung von Proteinen mit bisher unerreichter Genauigkeit vorhersagen kann. Eine Forschergruppe um DeepMind-Gründer Dr. Demis Hassabis erhielt dafür 2024 den Chemie-Nobelpreis..

KI WIRD ALLTAGSTAUGLICH
Im Internet ist die KI allgegenwärtig: Die Systeme personalisieren Suchergebnisse, tragen zum Kundenservice bei oder generieren Produktbeschreibungen. Mit KI können wir auch direkt kommunizieren, denn die bekannten Sprachassistenten auf dem Handy, für zu Hause oder das Navigationssystem im Auto arbeiten mit den entsprechenden Algorithmen. Auch das Smart Home nutzt KI: Hier lernt das System zum Beispiel die Verhaltensmuster der Bewohner:innen kennen und personalisiert deren Umgebung. Experte Spitzer bezweifelt allerdings, dass wir KI verstehen können: „Wenn wir nicht einmal wissen, wie unser eigenes Gehirn lernt, wie wollen wir dann verstehen, was genau eine KI tut?“ Sein Fazit: KI ist ein mächtiges Werkzeug. Sie kann uns helfen, komplexe Probleme zu lösen, Krankheiten zu erkennen oder den Klimawandel zu bekämpfen. Doch ohne ethische Leitplanken, Transparenz und gesellschaftliche Kontrolle droht ein Verlust der Steuerbarkeit. Die größte Gefahr ist seiner Meinung nach nicht die Maschine selbst, sondern der Mensch, der sie rücksichtslos oder verantwortungslos einsetzen könne.

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