Fernwärme für kirchlich genutzte Gebäude

Im Zeichen der Wärmewende.

vom 16. Juli 2025
Autor: Meike Winter
Fotos: Don Ailinger
© Don Ailinger
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Bereits im Mai 2019 gründete das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit die „Churches for Future“, um sich mit den Anliegen von „Fridays for Future“ zu solidarisieren und gemeinsam für Klimagerechtigkeit einzutreten: Die Akteur:innen sehen die Bewahrung der Schöpfung als zentrale Aufgabe der Kirchen weltweit. Im April entstand daraus „Eine Erde. Das ökumenische Netzwerk“. Auch die Kirchen in Ravensburg beschäftigen sich mit dem Thema – erste Gebäude wurden an die TWS-Fernwärme angeschlossen.
Pilgerreisen für den Klimaschutz, bewusstes Plastikfasten oder die Unterstützung von Demonstrationen für die Energie- und Wärmewende sind längst Teil der verschiedenen Kirchen und Glaubensgemeinschaften – auch im Schussental. Im April 2023 gründete die Stadt Ravensburg das „Team Klima“ und lud die beiden großen Kirchen und die Moscheegemeinde ein, zu überlegen, wie die Gemeinden einen Beitrag zum Klimaschutz leisten könnten. Klimabeauftragte der Kirchen beschäftigen sich in verschiedenen Gruppierungen damit, wie das Engagement für den Klimaschutz sinnvoll gestaltet werden kann. Die Glaubensgemeinschaften haben Bilanz gezogen und ihre Handlungsfelder unter die Lupe genommen. Nicht überraschend ist, dass auch in den Gemeinden vor allem Strom und Wärme den größten Anteil an klimaschädlichen Emissionen verursachen. Die Evangelische Landeskirche Württemberg hat das „Kirchliche Klimaschutzgesetz“ verabschiedet, das im Januar 2024 in Kraft trat. Darin verpflichtet sie sich, bis 2040 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Auf der Webseite des Referats Umwelt der Evangelischen Landeskirche heißt es: „Der Einbau von Heizungsanlagen und der Anschluss an Wärmenetze, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden, ist ab dem 1. Januar 2024 nicht mehr gestattet. […] Als Heizungs-Alternativen kommen vor allem Wärmepumpen in Betracht, ebenso Anschlüsse an nicht fossil betriebene Wärmenetze.“ Ab diesem Jahr werden die Energieverbrauchsdaten aller Liegenschaften der Landeskirche erhoben, um eine Klimabilanz zu erstellen und auf dieser Basis den zukünftigen Kurs zu bestimmen.

„Die evangelische Kirche war
einer der ersten Kunden der Fernwärme in Ravensburg und damit Vorreiter für eine besonders nachhaltige Lösung.“

Miriam Sepke-Vogt
Projektleiterin für Fernwärme bei der TWS

MATTHÄUS-GEMEINDEHAUS AN DIE FERNWÄRME ANGESCHLOSSEN
Seit dem Frühjahr 2024 beziehen das Matthäus-Gemeindehaus sowie das Haus der Evangelischen Kirche in der Weinbergstraße Fernwärme. Das Matthäus-Gemeindehaus stammt aus dem Jahr 1906 und wurde seit 1990 mit einer Gasheizung beheizt, für die allerdings nicht mehr alle Ersatzteile verfügbar waren. Sieglinde Ongherth, Bauleiterin bei der Evangelischen Regional-verwaltung Ravensburg, blickt auf die Entscheidung für die Fernwärme zurück: „Die Überlegungen begannen mit der Neubauplanung für das Haus der Evangelischen Kirche. Der Neubau sollte auf jeden Fall regenerativ versorgt werden. Zu diesem Zeitpunkt wurden die ersten Informationen zu einem geplanten Fernwärmenetz der TWS bekannt. Außerdem war klar, dass der Betrieb der Heizungsanlage im Matthäus-Gemeindehaus nur noch bis 2024 laufen kann.“ Praktische Überlegungen spielten bei der Entscheidung für die Fernwärme eine sehr große Rolle, sowohl aus finanziellen als auch aus personellen Gründen. Fest stand: Der Betrieb der neuen Heizung sollte möglichst reibungslos funktionieren und die Zielvorgaben des Klimaschutzgesetzes der Landeskirche einhalten. Im Rahmen der Sanierung des Matthäus-Gemeindehauses flossen für die Umstellung der Heizungsanlage anteilige Mittel aus dem Bundesförderprogramm für effiziente Gebäude. „Bei unserer Wirtschaftlichkeitsberechnung aus dem Jahr 2018 war der Fernwärmeanschluss bei den kapital- und betriebsgebundenen Kosten klar günstiger. Die verbrauchsgebundenen Kosten waren bei der Fernwärme teurer. Insgesamt waren die Jahreskosten jedoch deutlich günstiger“, berichtet Sieglinde Ongherth. Ihr Fazit zum Anschluss an die Fernwärme: „Vorteile sind die Versorgungssicherheit, wegfallende Wartung und Instandhaltung sowie der geringe Platzbedarf und die verhältnismäßig geringen Investitionskosten. Und in unserem Fall die Nachhaltigkeit und Klimaneutralität der gelieferten Wärme.“

Das 1906 erbaute Matthäus-Gemeindehaus ist gemeinsam mit dem Haus der Evangelischen Kirche seit Frühjahr 2024 an das Fernwärmenetz angeschlossen. Die Umstellung ist für Dr. Martin Hauff und Sieglinde Ongherth ein wesentlicher Teil des nachhaltigen Energiekonzepts der Evangelischen Kirche. © Don Ailinger

Katholische Pfarrhaus Liebfrauen in der Herrenstraße © Don Ailinger

KATHOLISCHES PFARRHAUS WIRD MIT FERNWÄRME BEHEIZT
In der Herrenstraße 3 steht das katholische Pfarrhaus Liebfrauen. Es gehört zu einem mittelalterlichen Gebäudekomplex, der zwischen 1750 und 1757 barockisiert wurde. Das Pfarrhaus wird in der Liste der Kulturdenkmale in Ravensburg aufgeführt. 2022 wurde das Gebäude an die TWS-Fernwärme angeschlossen. „Das Pfarrhaus gehört dem Land, wird aber von der Katholischen Kirche genutzt“, berichtet Miriam Sepke-Vogt, Projektmanagerin Wärme- und Energieversorgung der TWS. Auch die Katholische Kirche in Deutschland sieht dringenden Handlungsbedarf für den Klimaschutz. Schon im Mai 2015 hatte der verstorbene Papst Franziskus in seiner wegweisenden Enzyklika „Laudato si“ klar Stellung bezogen und die Verantwortung der Menschen für den Schutz des Planeten benannt. Zehn Jahre später zieht die Kirche Bilanz und mahnt zu mehr Nachhaltigkeit: In diesem Jahr veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz die „Orientierungshilfe Nachhaltigkeitsberichterstattung“ und ruft darin die Verantwortlichen in der Katholischen Kirche dazu auf, der Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden.

„Aus Verantwortung für die Schöpfung setzen wir Kirchen uns für nachhaltiges Handeln ein – die Wärmewende ist dabei ein zentraler Bestandteil.“

Dr. Martin Hauff
Dekan Evangelische Kirchengemeinde Ravensburg

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