Roland „Role“ Roth (66) ist ein überzeugter Fan von Eintracht Frankfurt. Er war der erste aktive Grüne im Landkreis Biberach, in den 1970er-Jahren Gründungsmitglied des ersten selbstverwalteten Jugendzentrums in Bad Schussenried und er verunsicherte gemeinsam mit dem Ex-Grünen-Politiker Oswald Metzger die Bürgerschaft seiner Heimat, indem er die Zeitschrift „Dr’ Motzer“ herausbrachte. Der Name war Programm. Kein Wunder, dass ihm bis heute der Spitzname „Roter Role“ anhängt – was eben nicht nur mit den Vereinsfarben von Frankfurt zu tun hat: Schwarz, Weiß und reichlich Rot.
Doch seine heimliche Leidenschaft, weit weg von Revoluzzertum, Revolte und Anarchie waren schon immer das Wetter seiner Heimat, Wolkenbilder und meteorologische Zusammenhänge. Und so war 1968 – abseits der großen Politik, daheim in Bad Schussenried – für Role Roth ein ganz besonderes Jahr: Am 7. Januar richtete er im zarten Alter von 13 Jahren im Garten seiner Eltern eine Wetterstation ein – die Geburtsstunde des „Wetterpapstes“ Roland Roth und der Wetterwarte Süd (WWS).



Seit mittlerweile 52 Jahren sagt Role Roth das Wetter vorher. Nicht schlecht für jemanden, der gar nicht Wetterkunde studiert hat, sondern Geographie, Theologie und Philosophie. Wobei die Beschäftigung mit Geographie und Philosophie ihm vielleicht einen frühen Blick über den Tellerrand ermöglicht hat: den Blick auf den Klimawandel – weltweit und im Schussenbecken. „1982 habe ich den ersten Vortrag zum Thema Klimawandel gehalten. Seitdem ist in der Politik so gut wie nichts passiert! Ich wünsche mir beim Klimaschutz eine ähnliche Entschlossenheit wie beim Kampf gegen die Corona-Pandemie.“ Und dann legt der Rote Role los: „Fakt ist: Der Klimawandel ist da! Der ist weitestgehend auf menschliche Einflüsse zurückzuführen. Dazu gehören klimarelevante Spurengase wie Kohlendioxid, FCKW und Methan, aber auch die Abholzung tropischer Regenwälder, die rasant wachsende Erdbevölkerung und in zunehmendem Maße auch die Globalisierung der Weltwirtschaft.“
Dann nennt er einige der Wetterextreme, die in Oberschwaben, im Allgäu, auf der Alb und am Bodensee in dieser Form früher nicht möglich waren. „Heute ist es in Ravensburg 1,5 Grad wärmer als vor 40 Jahren. In Oberstaufen sind es fast 2 Grad. Das alles hat gravierende Folgen: wie die Hitzesommer mit Rekordtemperatuern, aber auch Schnee im September oder schwere Frostschäden im späteren Frühjahr, wie 2017. Heftigere Stürme und Gewitterfronten, Hagelschlag, ausgeprägte Trockenzeiten und Regenperioden mit Überschwemmungen. Jedes politische Handeln also muss den Klimawandel im Fokus haben – und das gilt auch für unsere Heimat, die einfach schön ist und auch bleiben soll.“
Gut zu wissen
- Die Wetterwarte Süd bezieht ihre Daten aus 84 Wetter- und 115 Niederschlagsstationen, die von mehr als 250 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen an ihren Wetterstationen in der Region verwaltet werden.
- Die kompletteste Einheit zur Messung der Wetterdaten ist die sogenannte „Davis-Wetterstation“. Sie zeichnet Niederschlag, Temperatur, Wind, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit auf.
- Ein „Thermohygrograph“ misst Temperatur und Feuchtigkeit. Jede/r Interessierte kann sich im Garten eine eigene Wetterstation in Form einer einfachen Wetterhütte einrichten – und vielleicht Mitarbeiter*in der Wetterwarte Süd werden. Infos und den täglichen Wetterbericht gibt‘s auf: wetterwarte-sued.com
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