Guido Mangold
Der Fotograf sieht Ravensburg heute mit anderen Augen
Guido Mangold lebt in Ottobrunn, verließ Ravensburg mit 20 und blickte nie zurück. Heute, mit 87 und nach einer internationalen Karriere, hat er seinen Frieden mit der Heimat gemacht.
© Don Ailinger
vom 24. Feb 2022
Autor: Stefan Blank
Fotos: Don Ailinger

„Ich bin ja ein Bauernbub. Von Lichtmess bis Allerheiligen bin ich barfuß gelaufen. Trotzdem konnte ich aufs Spohngymnasium gehen. Umso größer war der Schock, als mich meine Mutter mit 14 von der Schule abmeldete. Ich musste bei meinem Vater eine Bäckerlehre machen und lernte, dass ich nur mit genug Geld über mein Leben entscheiden kann. Das konnte ich in Ravensburg aber nicht verdienen. Also ging ich 1954 nach Vancouver, als Bäcker und Patissier. Kaum Geld in der Tasche, aber ich wollte Herr meiner selbst sein. Ich fand schnell einen Job, da ich wusste, wie man Zuckerschwäne macht.

Bei einem Fotowettbewerb von Kodak reichte ich anonym sechs Bilder ein und gewann die ersten drei Preise – unter 3.000 Bewerbungen. Von der Prämie kaufte ich mir eine Rolleiflex und wurde Fotograf. 1957 kam ich zurück nach Deutschland und fotografierte Adenauer, Willy Brandt, die Queen und Kennedy sowie mehr als 50 Reportagen für GEO.

Aber eigentlich verdanke ich dem Elisabethen- Krankenhaus in Ravensburg meine halbe Karriere: 1962 war meine Schwester schwer krank und ich hielt nachts bei ihr Wache. Eines Abends fragte ich die Oberin, ob ich Fotos machen dürfe. Sie sagte: ‚Bisch ein ordentlicher Kerle, kommsch morgen früh, kasch Fotos mache.‘ Dank dieser Bilder wurde Willy Fleckhaus von der Quick auf mich aufmerksam und ich wurde Fotoreporter. Mit 80 habe ich aufgehört zu fotografieren. 2016 gab’s eine große Ausstellung meiner Bilder in Ravensburg. Das hat mich sehr gefreut. Vor allem, als beim Rutenfest zwei fremde Leute auf mich zukamen und meine Bilder gelobt haben. Das hat mich mit meiner Heimatstadt versöhnt.“

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