Mobilität gilt als Voraussetzung für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft, sie ermöglicht den Zugang zu Arbeitsplätzen, Bildung und Dienstleistungen. In unserer globalisierten Welt hängen Handel und Austausch von der sinnvollen Bewegung von Gütern ab, während Pendler*innen in städtischen und ländlichen Gebieten unterwegs und dabei wirtschaftlich aktiv sind. Gleichzeitig wandelt sich die Mobilität heute tiefgreifend. Was für den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann etwa für die Automobilwirtschaft nicht weniger darstellt als „den tiefsten Umbruch ihrer Geschichte“.
Wie sinnvolle E-Mobilitätskonzepte aussehen könnten, welche Ideen und Chancen es für die Zukunft gibt und wie dadurch letztendlich Lebensqualität verbessert wird, dem haben wir in und rund ums Schussental nachgespürt.
Faszination Motorsport
„Formel 1“, das klingt magisch und das Brüllen der Motoren löst bei vielen Gänsehaut aus. Aber es müssen nicht immer Verbrennermotoren sein, die die Nerven kitzeln. Es gibt eine Renngemeinschaft, die sich ausschließlich mit E-Motoren beschäftigt und damit mit einem Aspekt der Zukunft der Mobilität. Dazu gehört das gut 40-köpfige „Formula Student Team Weingarten“ der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Seit März 2008 baut die Gruppe engagierter Studierender jedes Jahr einen Formula Student-Rennwagen. Und seit 2022 entwickelt das Team ausschließlich ein „Electric Vehicle“, einen E-Rennwagen. Dabei handelt es sich aber nicht nur um einen Bastelworkshop, wie Andreas Mayer erklärt. Er verantwortet das Sponsoring des Teams: „Formula Student ist der weltweit größte Konstruktionswettbewerb für Student*innen und wurde schon 1981 von der Society of Automotive Engineers (SAE) in den USA gegründet.“ Dabei vereine der Wettbewerb die „graue Theorie“ der Hochschulen und Universitäten mit praktischen Erfahrungen auf und neben der Rennstrecke. „Mittlerweile treten über 800 Teams weltweit mit ihren Rennfahrzeugen bei Wettkämpfen gegeneinander an. Dabei geht es nicht nur um das schnellste Fahrzeug, sondern auch um das Team mit dem besten Gesamtpaket, bestehend aus Konstruktion, Kostenkalkulation, Verkaufsplanung und der Performance auf der Rennstrecke.“
Das „Formula Student Team Weingarten“ der Hochschule Ravensburg-Weingarten ist 40 kompetente Köpfe stark.
Diese entwickeln und basteln auch in ihrer Freizeit mit Leidenschaft am schnittigen ‚Electric Vehicle‘. © Don Ailinger
Im E-Bereich sind etwas über 300 Teams unterwegs. „Und so ein E-ler braucht viel Maßarbeit“, sagt Leon Buchmüller. Er studiert im 6. Semester Maschinenbau und hat eine KFZ-Lehre hinter sich. Buchmüller erklärt mit leuchtenden Augen, was die Faszination der E-Rennwagen ausmacht: „Da ist vieles neu für uns. Wir müssen beispielsweise plötzlich eigene Akkus entwickeln, dass auf der Rennstrecke dann Power auf den Asphalt kommt. Ständig stehen wir hier im Team vor neuen Herausforderungen und der Rennsport verliert auch durch den Umstieg auf Electric Vehicles nicht an Charakter.“ Also nach wie vor Gänsehaut und Erfahrungen, von denen zukünftige Generationen an E-Autos-Entwicklern profitieren dürften. Die TWS glaubt an das Konzept und ist einer der Sponsoren des Teams. Zum Sponsoringpaket gehört unter anderem ein VW Crafter mit sechs Sitzen und genug Platz für den Rennwagen und die Teammitglieder. „Das ist super, denn nicht viele Teams haben so etwas.“ Mayer weiß um den Wert des Sponsorings: „Wir haben coole Sponsor*innen, die an uns glauben. Und das große Glück, dank ihnen auch Neues ausprobieren können.“
„Wir haben coole Sponsor*innen,
die an uns glauben.“
Andreas Mayer
Formula Student Team Weingarten, Sponsoring
Der E-Mobilität gehört auch im Hochschulwesen die Zukunft. Dementsprechend auch ihre Bedeutung in Lehre und Forschung. Die TWS macht das Formula Student Team Weingarten mit einem VW Crafter für Rennwagen und Teammitglieder mobil. © Don Ailinger
Ausprobieren, das ist ein gutes Stichwort. Denn wie in der Praxis umgehen mit neuen Mobilitätskonzepten? Kann man im wahrsten Sinne des Wortes damit arbeiten? Ein Besuch bei Alfons Leuthe in Wetzisreute.
In Sachen Energie unabhängig werden
Alfons Leuthe betreibt in der dritten Generation ein Bauunternehmen mit 50 Mitarbeiter*innen, seine Kinder stehen für die vierte bereit. Wenn Leuthe auf eine Baustelle fährt, dann tut er das mit einem seiner zwei eCars. „Mit den beiden haben wir bisher insgesamt rund 70.000 Kilometer zu unseren regionalen Baustellen zurückgelegt, problemlos.“ Während den Bürozeiten werden die eCars normal über ein Lichtstromladekabel und mit den Eigenverbrauchsanlagen wie der Photovoltaik auf den Dächern durch eine sogenannte „Schnarchladung“ von circa zwei bis drei Kilowatt aufgeladen. „Das schont den Akku und optimiert den Eigenstromverbrauch.“ Für ihn ist der Umgang mit E-Mobilität längst selbstverständlich und ein Teil des großen Ganzen. „Für die eCars gilt: Kleinvieh macht am Ende des Jahres halt auch eine Menge Mist. Und da sparen wir mit der E-Mobilität auf der Kostenseite schon auch ein bisschen ein.“ Aber damit nicht genug: „An unserem Standort in Wetzisreute haben wir seit 22 Jahren sechs PV-Anlagen im Abstand von drei bis fünf Jahren aufgebaut und erzeugen hier ungefähr doppelt so viel Strom, wie wir brauchen.“ Auch seine weithin bekannte Betontankstelle auf der Straßenseite gegenüber wird mit Eigenstrom betrieben. „Wetzisreute ist meine Insel. Mein Ziel ist es, in Sachen Energie gänzlich unabhängig zu werden.“
Alfons Leuthe engagiert sich seit mehr als 20 Jahren für nachhaltige Energie. Die Photovoltaik auf seinen Betriebsgebäuden zeigt das ganz eindeutig. © Don Ailinger
„Wetzisreute ist meine Insel.
Mein Ziel ist es, in Sachen Energie gänzlich unabhängig zu werden.“
Alfons Leuthe
Geschäftsführer Alfons Leuthe GmbH & Co. KG
Leuthe plant bereits den weiteren Ausbau der E-Mobilität. Jetzt in Verbindung mit einem intelligenten Hauskraftwerk mit stationärem Speicher und mehreren Wallboxen. „Dieses Hauskraftwerk soll dann die unterschiedlichen Einspeisequellen und die unterschiedlichen Speicher und Verbraucher managen können.“ Weitere Ideen? „Vermutlich wird sich bis dahin das bidirektionale Laden endlich durchsetzen. Dafür möchten wir dann bidi-Wallboxen anbringen. Damit kann dann das angeschlossene eCar dem Hauskraftwerk wieder Strom zur Verfügung stellen.“
Ludwig Leuthe, Franziska Frick und Albrecht Leuthe (nicht auf dem Bild) © Don Ailinger
Nachhaltige Mobilität ohne eCar
Geht denn nachhaltige Mobilität auch ohne eCar? Und im ländlichen Raum? Geht. Ein Beispiel hierfür ist Waldburg: Seit Anfang 2021 ist der Ort eine ausgewählte Kommune für das Projekt „Nachhaltige Mobilität durch Sharing im Quartier“ (MobiQ), das vom Land Baden-Württemberg gefördert wird. Mit im Projekt-Boot sind das Öko-Institut in Darmstadt, die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und die Hochschule für Technik Stuttgart. Sie wollen dauerhafte Nachhaltigkeitseffekte im Verkehr nicht allein mit technologischen und wirtschaftlichen Transformationen erreichen, sondern auch aktiv und nachhaltig die Menschen mit einbeziehen. Gemeinsam mit Bürger*innen wurde gehirnt, gework-shoppt und vernetzt. Heute hat sich eine 20-köpfige Gruppe gebildet, die sich allein um das Thema Radverkehr kümmert, Verbesserungen vorschlägt und so die Menschen aufs neu angeschaffte E-Lastenrad lockt. Mit Erfolg: Die Auslastungsquote liegt bei 70 Prozent. Auch längere Strecken werden damit zurückgelegt, vielleicht für einen Besuch des Schussentals und des Samstagsmarkts in Ravensburg.
Hier sind bereits etliche E-Lastenräder im Einsatz. Beispielsweise bei der Buchhandlung RavensBuch/Osiander oder beim BUND.
„„Monatlich liefern wir so gut 100 Sendungen aus – völlig CO2-neutral und nachhaltig.“
Melanie Stephan
Filialleiterin RavensBuch/Osiander
Mit dem E-Lastenrad durchs Schussental
RavensBuch/Osiander betreibt in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern 70 Buchhandlungen, auch in Ravensburg. „Osiander bietet an 13 Standorten den Service des kostenlosen Fahrradkuriers an“, erklärt die Filialleiterin Melanie Stephan. Von Dienstag bis Samstag flitzen zwei Schüler*innen mit dem E-Lastenrad hier durch die Straßen und Gassen, bei Wind und Wetter, und bringen die Bücher zuverlässig bis an die Haustür. „Monatlich liefern wir so gut 100 Sendungen aus – völlig CO₂-neutral und nachhaltig. Damit sind auch wir in der Buchbranche Teil der ökologischen Wende.“
Melanie Stephan sorgt dafür, dass das E-Lastenrad mit Büchern gut bestückt wird und diese dann zuverlässig zu den Leser*innen nach Hause kommen. © Don Ailinger
Gut drei Jahre schon sind die „WeRa“ E-Lastenräder des BUND auf den Straßen des Schussentals unterwegs und werden gut nachgefragt. © Andreas Isking
Auch das Magazin „Mein Schussental“, das Sie gerade in den Händen halten, wird mit dem E-Lastenrad ausgefahren. So gelangt es klimaneutral überall dort hin, wo sich Menschen tummeln – von Friseuren über Gastronomie bis in die Frei- und Hallenbäder.
„WeRa“ heißt ein Projekt, das der BUND Ravensburg-Weingarten im Mai 2021 ins Leben gerufen hat. Dabei handelt es sich um einen kostenlosen E-Lastenradverleih. Die E-Lastenräder können an wechselnden Stationen kostenfrei für ein bis vier Tage ausgeliehen werden. „Wir sind stolz, dass das Angebot auch nach drei Jahren immer noch gut nachgefragt wird“, erzählt Corinna Tonoli. Sie ist zuständig beim BUND für Klimaschutzprojekte. Und die Zahlen können sich sehen lassen: Das E-Lastenrad „Luchs“, das bei Nah&Gut Arslan in der Hegaustraße in Ravensburg stationiert ist, wird beispielsweise im Schnitt gut 300 Tage im Jahr gebucht.
„Das E-Lastenrad kann durchaus
eine Alternative zum Auto sein.“
Corinna Tonoli
Klimaschutzprojekte BUND
Wofür leiht man denn so ein E-Lastenrad aus? „Das ist unterschiedlich“, sagt Tonoli. Vielleicht um Lebensmittel für den Verein „Foodsharing“ abzuholen, für Fahrten zum Baumarkt oder für kleinere Umzüge oder Transporte. Auch als „Ersatzwagen“ würden die Räder nachgefragt. „Da kann ein E-Lastenrad durchaus eine Alternative zum Auto sein. Denn neben zwei oder drei Kindern passen sogar noch mittelgroße Einkäufe aufs Rad.“ Auch wer kein Lastenrad braucht, um von A nach B zu gelangen und trotzdem aufs Auto verzichten möchte, für die oder den gibt es das twsRad, ein Verleihsystem für Elektrofahrräder. Mit der twsMobil-App kann das Rad reserviert werden, dann einfach aufsteigen und losfahren.
Und was können Bürger*innen tun, wenn sie beispielsweise für den großen Familienausflug unbedingt ein Auto brauchen? Die Antwort heißt „eCarsharing“.
Zukunftsmodell: eCarsharing der TWS
Die TWS sieht die Entwicklung beim Carsharing generell positiv. Am 1. Januar 2024 waren laut Bundesverband Carsharing rund 5,5 Millionen Fahrberechtigte registriert und damit 23,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die TWS selbst bietet seit 2021 drei eCarsharing-Fahrzeuge als Mobilitätsangebot in Ravensburg an und verzeichnet steigende Zahlen. Allein 2023 haben die drei eCarsharing-Fahrzeuge 30.000 Kilometer zurückgelegt und bringen damit direkt die Mobilitätswende voran.
„Dass die Tendenz klar in Richtung E-Mobilität geht, kann man auch an unseren eigenen Neuanschaffungen sehen“, sagt Constantin Aich, zuständig für den Fuhrpark bei der TWS. Gleich 18 eCars gehören zum Fuhrpark der TWS, fünf weitere sind bestellt. „Und natürlich laden wir unsere Fahrzeuge mit Ökostrom.“ eCars haben mit Abstand die geringsten CO₂-Emissionen pro zurückgelegter Strecke (0,06 Kilogramm pro Kilometer). Selbst, wenn man die Vorkette-Emissionen, die durch die Autoproduktion entstehen, hinzunimmt, fällt die Klimabilanz eines eCars deutlich besser aus als die eines Benziners oder Diesels.
Alles auf dem Smartphone: Wer auf der Mobilitätsplattform mobil.tws.de registriert ist, kann jetzt auf ein erweitertes Fahrzeugangebot beim eCarsharing zugreifen. Dank der Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Hop-On können ab sofort auch die Fahrzeuge von eCarsharing FRIZZ in Friedrichshafen am Bodensee genutzt werden.
„eCarsharing ist also besser für die Umwelt und letztendlich auch für den Geldbeutel“, erklärt Jenny Jungnitz, Expertin für Mobilität bei der TWS. Da ist es nur logisch, dass sich auf dem Carsharing Markt einiges tut. „Wer sich auf unserer Mobilitätsplattform mobil.tws.de registriert hat, kann jetzt auf ein erweitertes Fahrzeugangebot beim eCarsharing zugreifen.“ Dies sei dank der Zusammenarbeit mit dem Dienstleister Hop-On möglich. „Vor allem für das erweiterte Fahrzeugangebot sowie die neue Tarifstruktur erhalten wir positives Feedback von unseren Nutzer*innen.“ Denn diese könnten beispielsweise auch die Fahrzeuge von eCarsharing FRIZZ in Friedrichshafen oder Miettransporter von Bauhaus nutzen. Darüber hinaus gebe es zahlreiche weitere Angebote in der Region und in ganz Deutschland. „Außerhalb von Großstädten sind Netzwerke mit anderen regionalen Anbietern und Fahrzeugpools unerlässlich, um attraktive Angebote für die gesamte Region zu realisieren“, sagt Jungnitz. „Und dann wird Carsharing vermehrt eine echte Alternative zum Zweitwagen.“ twsEcarsharing ist also eine attraktive Möglichkeit, mobil zu sein und trotzdem zur Mobilitätswende beizutragen.
„eCarsharing ist besser für die Umwelt und letztendlich auch für den Geldbeutel.“
Jenny Jungnitz
Mobilitätsexpertin bei der TWS
Jetzt mitmachen:
Als twsMobil-Neukunde erhältst du bei der twsEcarsharing-Registrierung bei unserem Dienstleister Hop-On einen Gutschein in Höhe von 5 Euro! mobil.tws.de
Making of #meinschussental Formula Student Team Weingarten © Don Ailinger