„Ich bin ein Mensch unter Menschen. Im EK bin ich der, der bleibt, wenn vieles wankt. Die Ärztinnen und Ärzte kümmern sich ums Gesundwerden. Ich bin da, damit die Seele heil werden kann. Ich höre zu. Ich halte aus. Ich gebe Halt – gläubig oder nicht. Oft kommt jemand mit einer Diagnose, die alles verschiebt. Zukunft unsicher. Worte fehlen. Dann setze ich mich ans Bett. Manchmal schweigen wir. Manchmal baue ich eine Brücke zwischen Patient, Angehörigen und Ärzten. Warum ich Pfarrer wurde? Eigentlich hatte ich Hydrotechnik studiert – Dämme, Wasser, Zahlen. Dann kam eine Sehnsucht im Herzen.
Kein Paukenschlag, ein leises Ziehen. Also Theologie. Ich wurde Vikar in Illerkirchberg und Ravensburg, dann Pfarrer in Crailsheim und schließlich fragte Rottenburg, ob ich als Seelsorger ins EK kommen möchte. In mir steckt wohl ein Helfersyndrom. Hier darf es raus. Oft suche ich Antworten zwischen Wissenschaft und kindlichem Glauben. Vieles kann ich nicht beweisen. Aber ein Grundvertrauen blieb: dass da einer ist. Dafür bin ich dankbar.
Schwierig wird es, wenn das Unfassbare geschieht. Wenn ein Kind stirbt. Dann gibt es keine Sätze, die tragen. Dann sage ich: Ich weiß es nicht. Ich bleibe. Ich halte die Hand. Ich weine mit. Mehr wäre oft weniger. Dieser Dienst hat mich geformt. Weicher, einfacher und demütiger gemacht. Ich spüre oft zwei Ohnmachten zugleich: die der anderen und meine eigene. Ich würde so gern reparieren. Aber Seelsorge repariert nicht. Sie begleitet. Kein Rezept, kein schneller Rat. Ich weiß nicht, was gut für dich ist. Ich nehme dir die Verantwortung nicht ab. Ich moderiere, ich übersetze, ich bin dazwischen. Damit Familien reden können. Damit Ärzte gehört werden. Damit die Angst einen Stuhl bekommt und nicht das ganze Zimmer. Wie halte ich das aus? Von mir aus könnte ich es nicht. Abends lege ich es in Gottes Hand. Ich sage: ‚Das sind deine Kinder. Morgen gehe ich wieder los. Und hoffe, dass ich niemanden verliere.‘ Ich bin Seelsorger, ja. Aber zuerst bin ich Mitmensch. Ich höre die Melodie des Lebens. Auch wenn sie brüchig klingt. Und ich spüre, wo die Seele kratzt. Dann bleibe ich. So lange es braucht.“
Gerade in der Adventszeit tut ein offenes Ohr gut.
Die Diakonie Baden-Württemberg bietet unter 0800 211 2244 kostenfreie und vertrauliche Seelsorge an – rund um die Uhr.


