Thorsten Wenning hat den „coolsten Job in Oberschwaben“, wie der SWR in einer Reportage im August 2023 schrieb. Denn jeden Juli bereiten der Eismeister und sein Team die Eissporthalle für die kommende Saison vor. Das Eis wird Schicht für Schicht aufgebaut, hier ist reichlich Geduld und Qualitätssicherung gefragt. Denn „der Untergrund der Eisfläche besteht aus einem Betonboden, der auf minus sieben Grad gekühlt wird. Darauf sprühen wir schichtweise Wasser und tragen so Millimeter für Millimeter eine Eisschicht auf. Das machen wir gut drei Wochen lang, fünf bis sechs Mal am Tag“. Und dann, nach ein paar Probedurchgängen, ob das Eis taugt, kann die Saison beginnen – meist am zweiten Montag im August. Bis 30. April geht die aktive Zeit.
Die Eismaschine „WM Mammoth“ kommt währenddessen im Spiel- und Publikumsbetrieb täglich von 7 bis 23.30 Uhr bis zu 18 Mal zum Einsatz. Die mächtige Maschine ist vollelektrisch, seit dieser Saison in Betrieb und fährt mit 100 Prozent Ökostrom der TWS. Sie hobelt das abgefahrene Eis ab, nimmt den Schneeabrieb mit, trägt eine neue Wasserschicht auf und hinterlässt die Fläche wieder spiegelglatt. Der Schneeabrieb wird nach jeder Runde gesammelt und dann als Kühlmittel für die Kältetechnik, welche die unterirdischen Rohre mit Kühlmittel versorgt, genutzt. Ab Ende April wird das Eis Schicht für Schicht wieder abgebaut. Das Team räumt auf, putzt und irgendwann können Eismeister Wenning und sein Team ein paar Wochen Urlaub machen.
Thorsten Wenning ist stolz darauf, als Eismeister den „coolsten Job in Oberschwaben“ zu haben. Aber für ihn ist das mehr als ein Job: Hervorragendes Eis ist seine Mission. © Don Ailinger
Wer verstehen will, wie die vollelektrische Eismaschine „WM Mammoth“ funktioniert, muss ganz nah hingehen. Dasselbe gilt für die Kompressoren im Untergrund – das Herzstück der Kühlanlage. © Don Ailinger
Geplant und umgesetzt wurden das Gesamtkonzept sowie die Nahwärmeversorgung im Auftrag der damaligen Stadtwerke Ravensburg durch die TWS und ihre Partner. Die TWS stand und steht dabei als Entwicklungspartner und als Komplettdienstleister zur Verfügung. „Das Projekt verbindet hohe Energieeffizienz mit einem tollen Service für die Nutzer“, sagte der TWS-Geschäftsführer Dr. Andreas Thiel-Böhm bei der Einweihung. Effizienz wird hier großgeschrieben, so Lutz Hintze, Projektleiter TWS-Wärmeservice: „Nahezu 100 Prozent des im BHKW erzeugten Stroms werden vom Eisstadion verbraucht. Falls mehr anfällt, speisen wir ins Stromnetz ein.“
Rund 850.000 Euro investierten die damaligen Stadtwerke Ravensburg 2014 in das BHKW und die Nahwärmeleitungen. Ein Betrag, der sich heute, zehn Jahre später, längst amortisiert hat. Genauso wie die Investition in den neun Meter hohen Pufferspeicher, der im Juli 2015 hinter der Halle aufgestellt wurde. Er fasst 50.000 Liter Wasser und komplettierte das Nahwärmenetz im Areal rund um die Eissporthalle. „Innovative Speicherlösungen sind die Zukunft – und ein wichtiger Bestandteil der Energiewende“, so Hintze. Im Pufferspeicher wird das erwärmte Wasser zwischengespeichert und zur Verwendung durch die Wärmeverbraucher vorgehalten. Zusätzlich steigt der Wirkungsgrad des Versorgungssystems noch weiter und damit dessen Wirtschaftlichkeit: Denn das Wasser in dem neuen Behälter speichert Energie eben in Form von Wärme. Durch den Puffer werden die Betriebszeiten des BHKWs optimiert und die gespeicherte Energie in Spitzenverbrauchszeiten wieder in das Nahwärmenetz eingespeist. Womit wir in der Nachbarschaft angekommen wären.
„Innovative Speicherlösungen sind die Zukunft – und ein wichtiger Bestandteil der Energiewende.“
Lutz Hintze
Projektleiter TWS-Wärmeservice
Zuverlässige Wärme aus unterirdisch verlegten Rohren
Ein paar Meter weiter an der Eywiesenstraße befindet sich seit 1912 das Autohaus Wald. Früher standen hier Hunderte von Lkw, heute teilen sich Wohnmobile, Verbrenner und Ecars das Areal. Und natürlich im Gebäude des Autohauses die 40 Angestellten, die im Winter nicht frieren wollen und auch nicht müssen. Denn das Autohaus ist seit Juli 2014 an das Nahwärmenetz des Eisstadions angeschlossen. „60 Prozent unseres Energiebedarfs können wir im Winter mit der Wärme aus der Nachbarschaft abdecken“, sagt Uli Wald. Seit 2007 leitet er gemeinsam mit seiner Schwester Karin das traditionsreiche Unternehmen und freut sich darüber, dass er für diese 60 Prozent „nichts machen muss“. Denn die Wärme komme von selbst und zuverlässig aus den unterirdisch verlegten Rohren, die zur Eishalle führen. Den restlichen Bedarf deckt er über einen eigenen Spitzenlastkessel ab. „Ist doch klasse, wenn im Eisstadion Wärme übrig bleibt und zu uns kommt. Eine sehr ökologisch und ökonomische Lösung, bei der wir damals gleich zugesagt haben.“ Die Preise seien in Ordnung, die Betriebsführung leiste die TWS und Wald sieht das Konzept der Nahwärme durchaus als Lösung für die Zukunft. „Damit tun wir mit einem zukunftsweisenden Energiekonzept gemeinsam etwas Gutes für Ravensburg und das Schussental, handeln nachhaltig und sind energetisch für die Zukunft gerüstet.“
„Ist doch klasse, wenn im Eisstadion Wärme übrig bleibt und zu uns kommt.“
Uli Wald
Geschäftsführer Autohaus Wald
kann er sich darauf verlassen, dass in seinem Unternehmen niemand frieren muss. Das kann gern so weitergehen. © Don Ailinger