Wärmewende, kommunaler Wärmeplan und Gebäudeenergiegesetz

Sie fragen – wir antworten!

vom 24. Aug 2023
Autor: Stefan Blank
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Die sogenannte „kommunale Wärmeplanung“ wird zurzeit auf Bundesebene im Rahmen des Wärmeplanungsgesetzes (WPG) diskutiert. Auf dieses Gesetz beziehen sich auch die Umsetzungsfristen im Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Dieses gilt nach dem Stand von Anfang August für Neubaugebiete ab dem 1. Januar 2024 und für den Gebäudebestand, sobald es einen kommunalen Wärmeplan gibt. Dieser Plan wiederum wird für Ravensburg und Weingarten voraussichtlich im Laufe des Jahres 2024 vorliegen. Ab diesem Zeitpunkt müssen bei einem Heizungstausch in den meisten Fällen auch in Bestandsgebäuden mindestens 65 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien bereitgestellt werden. Der geforderte Anteil an erneuerbaren Energien kann auf verschiedene Arten erreicht werden, beispielsweise mit einer Wärmeversorgung durch Fernwärme, einer Wärmepumpe oder möglicherweise Wasserstoff.

Wir erklären, wie das funktionieren kann und beantworten im FAQ online viele Ihrer Fragen. 

Gut zu wissen!

Kommunaler Wärmeplan

Die Umsetzungsfristen im Gebäudeenergiegesetz (GEG) beziehen sich auf das neue Wämeplanungsgesetz (WPG). Allerdings gibt es in Baden-Württemberg hierzu schon ein gültiges Klimagesetz (KlimaG BW). Aus diesem ergibt sich für Ravensburg und Weingarten die Pflicht, bis zum 31. Dezember 2023 einen kommunalen Wärmeplan auszuarbeiten und vorzulegen. Dafür werden in beiden Städten Eignungsgebiete für Wärmenetze und Einzelheizungen bestimmt. Für das Wärmenetz gilt eine strategische Ausbauplanung bis 2040. Für Einzelheizungen gibt es Handlungsempfehlungen für Bürger*innen. Gleichzeitig ist der Kommunale Wärmeplan für uns als Netzversorger die Grundlage, nach der wir zukünftig unsere Wärme-, Gas- und Stromnetze ausrichten.

Gebäudeenergiegesetz (GEG)

Es wird auch Heizungsgesetz genannt und soll dazu dienen, den Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen und damit den Klimaschutz voranzubringen. Es tritt voraussichtlich 2024 in Kraft, sobald ein gültiger kommunaler Wärmeplan vorliegt und schreibt vor, dass künftig möglichst jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Bestehende und funktionierende Heizungen dürfen zunächst weiterlaufen. Für neue Heizungen in Bestandsgebäuden gilt eine Übergangsfrist. Während dieser Frist sollten sich Eigentümer*innen entscheiden, ob sie sich an ein Fernwärmenetz anschließen lassen (soweit vorhanden) oder auf eine Heizung mit überwiegend erneuerbaren Energien umsteigen – wie etwa eine Wärmepumpe.

Fernwärme

In dicht besiedelten Gebieten und bei älteren Gebäuden ist die Fernwärme oft die nachhaltigste und wirtschaftlichste Lösung. Wichtig ist hierbei, dass die Wärme aus erneuerbaren Quellen stammt. Dazu zählen Tiefengeothermie, Großwärmepumpen (mit Abwärme, Gewässer, Abwasser als Wärmequelle), Solarthermie oder zu einem gewissen Anteil Holz und erneuerbare Gase. Mit Anschluss an ein Fernwärmenetz ist das GEG erfüllt.
Die TWS betreibt mehrere Wärmenetze, zum Beispiel in der Ravensburger Weststadt. Die bestehenden Netze baut die TWS aktuell bzw. zukünftig gemäß dem kommunalen Wärmeplan aus. Weitere Netze sind in Planung oder befinden sich im Aufbau. Ein Beispiel hierfür ist die „Fernwärme Ravensburg“, mit der zukünftig weite Teile der Innenstadt von Ravensburg mit Wärme versorgt werden können.

Wo ist ein Anschluss an Fernwärme verfügbar?
Auf unserer Website können Sie überprüfen, ob eine Erweiterung des Fernwärmenetzes für Ihre Adresse in den nächsten Jahren geplant ist. wärme.tws.de/verfuegbarkeit

Wie lange dauert es, bis Fernwärme in Ravensburg flächendeckend verfügbar ist?
Unser Ziel ist es, die gesamte Ravensburger Altstadt und weite Teile der umliegenden Innenstadt bis 2040 mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen. Fernwärme wird aber nicht flächendeckend in allen Stadtvierteln zur Verfügung stehen.

Was kostet Fernwärme im Schussental?
In jedem Wärmenetz ermittelt die TWS die Preise individuell nach den anfallenden Ausgaben. Hierbei gelten die strengen Regeln der AVBFernwärmeV. Auf unserer Website können die Preislisten der von uns betriebenen Wärmenetze heruntergeladen werden. wärme.tws.de

Wärmepumpe

Wärmepumpen nutzen die Umgebungswärme und heben diese mithilfe von Strom auf ein höheres Temperaturniveau, sodass diese dann zum Heizen genutzt werden kann. Wärmepumpen können aus einer Einheit Strom vier bis fünf Einheiten Wärme herstellen. Sie sind damit die effizientesten Wärmeerzeuger und bei Einsatz von erneuerbarem Strom auch vollständig klimaneutral.

Für welche Gebäude eignet sich eine Wärmepumpe?
Wärmepumpen eignen sich für ca. 70 Prozent aller Gebäude in Deutschland. Gute Wärmedämmung und Fußbodenheizung sind zwar von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich.

Eignet sich eine Wärmepumpe in jedem Fall?
In den meisten Anwendungen bietet eine Wärmepumpe zahlreiche Vorteile, wie zum Beispiel niedrigere Betriebskosten, eine nachhaltige Wärmeerzeugung und eine Reduzierung der CO2-Emissionen. Es gibt nur einige wenige Ausnahmefälle, in denen andere Heizungsoptionen möglicherweise präferiert werden sollten.

Welche Wärmepumpen gibt es?
Bei Wärmepumpen wird nach Wärmequellmedium und Wärmeträgermedium unterschieden. Neben den bekannten Luft/Wasser-Wärmepumpen gibt es auch Sole/Wasser- und Luft/Luft-Wärmepumpen. Sie unterscheiden sich in ihrer Effizienz und weiteren Vor- und Nachteilen.

Andere Energiequellen

In Einzelfällen können Sonderlösungen wie Pelletheizungen oder Hybridgeräte aus Wärmepumpe und Gastherme sinnvoll sein. Für eine breite Anwendung gibt es für diese Fälle jedoch nicht ausreichend regionale Ressourcen (Holz, Biogas, Wasserstoff). Außerdem verursacht die Herstellung dieser Brennstoffe CO2-Emissionen, sie sind damit nicht klimaneutral. Bei der Verbrennung von Holz entstehen zudem Schadstoffe wie Feinstaub.

Ist Wasserstoff für die Heizung zukünftig eine Option?
Eher nein. Wasserstoff ist für die Therme zu Hause zu kostspielig,  denn zum Heizen mit Wasserstoff in einer Brennwerttherme wird etwa sechs Mal so viel Strom benötigt wie für eine Wärmepumpe. Zudem spielt der Energieträger für die Industrie eine große Rolle, sodass der größte Teil dort verbraucht wird. Deshalb wird es in Ravensburg und Weingarten wahrscheinlich kein Wasserstoffverteilnetz geben.

Ist es nicht billiger, weiter Gasheizungen einzubauen?
Nein. Gasheizungen sind zwar in der Anschaffung billiger als beispielsweise Wärmepumpen. Schon heute sind die Betriebskosten jedoch in der Regel höher.

Wie lange darf ich meine Gasheizung weiter betreiben?
Bereits seit 2020 müssen Gasheizungen mit einem Alter von mehr als 30 Jahren ausgetauscht werden. Dies gilt für sogenannte Standardkessel und Konstanttemperaturkessel – nicht für Niedertemperatur- und Brennwertkessel. Eine jüngere Heizung darf weiter betrieben und auch repariert werden.

Noch Fragen?

Die Ergebnisse des Kommunalen Wärmeplans werden Anfang 2024 auf den Webseiten der Städte veröffentlicht. Vorab gibt es im Rahmen von mehreren Öffentlichkeitsveranstaltungen die Gelegenheit, Einblick zu nehmen. Geplant sind diese derzeit für den 23. September 2023 und den 7. November 2023.

Weitere Informationen zu Wärmelösungen der TWS finden Sie unter waerme.tws.de. Auch Informationen zum Kommunalen Wärmeplan sind dort zu finden. Bei weiteren Fragen wenden Sie sich gerne an unser Kundencenter oder schreiben Sie unserem Wärme-Team direkt eine E-Mail an waermeservice@tws.de.

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