Ein Ausbildungszentrum für die Zukunft

„Uns kann keine Maschine ersetzen“

vom 1. Mrz 2022
Autor: Stefan Blank
Fotos: TWS
© TWS
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„Handwerk hat goldenen Boden“ – der Spruch aus dem Mittelalter hat bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren. Denn im Handwerk lässt sich gutes Geld verdienen und die Jobs sind sicher. Anlagenmechaniker*innen, Elektroniker*innen und Mechatroniker*innen treiben mit ihrem Wissen und Können die Energiewende mit voran und haben ab Beginn der Ausbildung eine spannende berufliche Zukunft vor sich.

Trotzdem sind gelernte Handwerker*innen in diesen Zukunftsberufen heute fast schon Mangelware. „Da müssen wir etwas tun“, dachten sich die Verantwortlichen bei der TWS Netz GmbH und der Firma Franz Lohr im November 2020. Schon ein Jahr später ging die AZS Ausbildungszentrum Schussental GmbH an den Start – als Herzensangelegenheit der TWS und Gemeinschaftsprojekt der beiden Unternehmen. Sitz des neuen Zentrums sind 950 Quadratmeter große Räumlichkeiten der Firma Lohr in der Schwanenstraße in Ravensburg, die Einrichtung der Lehrwerkstatt stellt die TWS.

Versorgungsnetze, Gebäude- und Anlagentechnik werden immer intelligenter, und nicht nur auf diesem großen Feld ist die Zukunft elektrisch und digital. Dieser Anspruch sollte sich auch in den elektrotechnischen Berufsfeldern und vor allem der Ausbildung hier in der Region wiederfinden. „Aber die Gesellschaft hat sich verändert“, bedauert Anton Gresser und will hier gegensteuern. Er ist Ausbildungsmeister im AZS und zuständig für die Grundausbildung Metall und die Fachausbildung Anlagen- und Konstruktionsmechaniker. „Die jungen Menschen wollen nicht mehr selbst nachdenken, sondern fragen Google.“ Dagegen aber kann etwas getan werden, da ist sich Gresser sicher. „Hier im AZS wollen wir klarmachen, dass Ausbildung der Sockel fürs Leben ist.“ Also setzen er und seine Kollegen Martin Köller und Markus Schmid darauf, dass die jungen Menschen eigene Erfahrungen machen und dadurch reifen. „Bei uns geht es nicht nur um die Theorievermittlung und in der Praxis lassen wir unsere Azubis nicht alleine“, erklärt Köller. Der Meister ist seit 30 Jahren in der Ausbildung tätig und weiß, dass kleinere Unternehmen manchmal schlicht aus Personalmangel gar nicht ausbilden können. Daher sei das AZS eine feine Sache. Markus Schmid sieht das genauso. Er ist seit Mai 2021 bei der Firma Lohr beschäftigt und ist seit dem Aufbau des AZS dabei. „Meine Arbeit als Ausbilder macht mir Spaß. Hier kann ich junge Leute unterstützen, damit sie die bestmögliche Ausbildung und einen Abschluss erreichen.“ Dabei sieht er sich eher als Mentor, von „Frontalunterricht“ hält Schmid nichts.

Derzeit schicken sieben Firmen aus der Region ihre Auszubildenden für die fachliche Praxis ins AZS, 20 Arbeitsplätze in der Grundausbildung Metall können hier genutzt werden. Das klingt gut, aber es geht noch mehr. Nico Brombeis, Geschäftsführer der Firma Lohr, sieht Potenziale: „Mit dem AZS machen wir auch ganz bewusst anderen Firmen ein Angebot. Unser Ziel ist es, die Ausbildungsqualität in den technischen Berufen stets auf hohem Niveau zu halten – die Dynamik dort ist immens hoch.“ Die Idee wirkt: Zwei Partnerunternehmen schicken bereits ihre Studierenden an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) für vier bis fünf Wochen zum fachpraktischen Lernen ins AZS.

Die 20 Arbeitsplätze im Ausbildungszentrum Schussental sind immer auf dem letzten Stand der Technik.
Einer grundsoliden Ausbildung steht nichts im Wege.

Eine davon ist Felicia Sobeck. Sie kommt von der Firma Coperion und studiert an der DHBW Wirtschaftsingenieurwesen. Ihr Ziel ist der Bachelor of Engineering. Fünf Wochen durfte sie im Rahmen ihres Studiums am AZS verbringen. „Jetzt fällt es mir auf jeden Fall leichter, mit Metall umzugehen. Ich habe ganz konkrete Erfahrungen in einer Werkstatt gemacht und kann technische Zeichnungen besser lesen. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen.“ Frauen in einer Metall-Lehrwerkstatt sind immer noch ein eher seltener Anblick, aber Sobeck hatte nie ein Problem damit. „Ich kann wirklich allen nur ans Herz legen, ein handwerkliches Praktikum zu machen. Einfach ausprobieren, ob’s Spaß macht, da eröffnen sich neue Horizonte.“ Diese Denke ist ganz im Sinne der TWS Netz GmbH und der Firma Lohr. Denn so wächst bei den angehenden Ingenieur*innen von Anfang an das Verständnis, was auf der Baustelle und im Betrieb handwerklich gefordert ist.

„Ich kann wirklich allen nur ans Herz legen, ein handwerkliches Praktikum zu machen.“ 

Felicia Sobeck
Studentin DHBW Wirtschaftsingenieurwesen im 1. Semester bei Coperion

Auch Auszubildende der TWS werden im AZS gefordert und gefördert: drei als Anlagenmechaniker*innen und zwei als Elektroniker*innen für Betriebstechnik. Zum ersten Mal startete 2021 eine Fachkraft für Wasserversorgungstechnik ins Berufsleben. Einfach war die Personalsuche auch in diesem Jahr nicht, wie Michael Schweitzer, Personalleiter bei der TWS, bestätigt: „Wir sind froh, dass wir alle unsere Ausbildungsplätze besetzen konnten.“ Aber die Azubis seien dann in guten Händen: „Wir punkten mit einem eigenen Gesundheitsmanagement, weiteren Zusatzleistungen wie zum Beispiel der Bezahlung des Mitgliedsbeitrags im Fitnessstudio oder einem Job-Bike-Programm und anderen vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten. Das AZS ist da eine logische Erweiterung unseres Angebots für junge Menschen in der Region.“

„Das Ausbildungszentrum Schussental ist eine logische Erweiterung unseres Angebots für junge Menschen.“ 

Michael Schweitzer
Personalleiter bei der TWS

Michael Schweitzer
Personalleiter bei der TWS

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Isuf Hasani ist die Fachkraft für Wasserversorgungstechnik und mitten im 1. Lehrjahr. Überzeugt hat ihn ein zweitägiges Praktikum bei der TWS. „Da habe ich zum ersten Mal einen Hochbehälter gesehen und erfahren, was das überhaupt ist und was da passiert. Und dann wollte ich immer mehr wissen.“ Mehr Wissen, das wollen ihm die drei Ausbildungsmeister mitgeben. „Dabei sehe ich uns eher als Coach oder als Begleiter“, sagt Meister Gresser, „so können wir den Auszubildenden zusätzliche Wege zu einer Lösung mitgeben und ihnen Verantwortung übertragen.“ Eine grundsolide Ausbildung ebne den Weg in Führungspositionen – und irgendwann braucht es Google nicht mehr.

Foday Jallow kommt in seinem Job ohne den Google zurecht, denn er hat kürzlich seine Ausbildung zum Anlagenmechaniker bei der TWS abgeschlossen. Sein Fazit: „Das ist mein Beruf, und der Beruf hat Zukunft.“ Die TWS hat ihn übernommen und das gibt ihm ein gutes Gefühl. „Ich wollte unbedingt bei der TWS bleiben. Hier ist es spannend. Jede Baustelle ist anders, jeden Tag kommt etwas Neues. Das gefällt mir. Uns kann keine Maschine ersetzen.“

Da habe ich zum ersten Mal einen Hochbehälter gesehen und erfahren, was das überhaupt ist und was da passiert. Und dann wollte ich immer mehr wissen.“ 

Isuf Hasan
Auszubildender im 1. Lehrjahr Wasserversorgungstechnik bei der TWS

„Das ist mein Beruf,

und der Beruf hat Zukunft.“ 

Foday Jallow
2021 Auszubildender im 4. Lehrjahr, jetzt Anlagenmechaniker bei der TWS

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