Wolfgang Heine vor der Raumnutzungskarte, die die Region Bodensee-Oberschwaben der Zukunft abbildet. © Don Ailinger
Und das ist gut so. Denn es muss ihn geben, den Regionalplan. So steht’s im Raumordnungsgesetz von Baden-Württemberg. Und nach Paragraph 11 des Landesplanungsgesetzes ist er ein „Instrument der überörtlichen Raumordnung“. Überörtlich heißt schlicht, dass die Raumordnung nicht bei den Orten oder den Menschen dort stattfindet, sondern oberhalb der kommunalen Ebene. Bei uns geschieht das in der Verbandsversammlung mit ihren 56 gewählten Mitgliedern, die die Interessen der Region vertreten sollen. Der Regionalplan ordnet also den Raum, der uns umgibt, und bildet damit das Bindeglied zwischen staatlicher Landesplanung und den Kommunen. Diese setzen dann den Prozess fort mit ihrer individuellen Bauleitplanung.
„Bauen, Wohnen, Arbeiten, Freiraumschutz, das sind unsere großen Themen.“
Regionalverbandsdirektor
Wenn es um die Natur geht, ist Nadine Kießling die richtige Ansprechpartnerin. Sie ist Stellvertreterin des Verbandsdirektors. Im Gespräch mit beiden wird ein bisschen spürbarer, warum der Regionalplan von allen möglichen und unmöglichen Seiten diskutiert, kommentiert und kritisiert wird und wo die Schwierigkeiten bei der Vermittlung der großen Ideen für die Zukunft liegen. Es fallen Schlagworte wie Freiraumstruktur, Vorranggebiet, Grünzüge und Grünzäsuren, Kernräume und Verbundachsen, Flächenverbrauch und Mindest-Brutto-Wohndichte – ganz zu schweigen vom Zielabweichungsverfahren. Das klingt reichlich bürokratisch, aber es braucht einheitliche Standards und Begrifflichkeiten in einem Prozess, der sich locker über zehn Jahre hinzieht und in dessen Verlauf viele Instanzen am Plan zerren. „Klimaschutz kann mit einem Wunsch-Entwicklungskonzept einer Gemeinde kollidieren, die ersehnte Siedlungsentwicklung kann nicht bis in die hinterletzten Ecken der Region vordringen und wir müssen natürlich Gesetze beachten“, erläutert Kießling.
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„Es ist gut, dass am Verfahren so viele Menschen beteiligt sind.“
Stellvertretende Verbandsdirektorin
Eine Zusammenfassung der Arbeit des Regionalverbands könnte so aussehen: Das Team des Regionalverbands sichert in Form des Regionalplans für die Zukunft Erholungsräume für Menschen, Tiere und die Natur „in einer Region, in der alles wächst, nur die Fläche nicht“, so Heine. „Wir schaffen, soweit möglich, umweltschonend planerische Voraussetzungen für Wohnbau- und Gewerbeflächen in einer Region mit verschiedenen Anforderungen.“ „Dabei bringen wir die Ansprüche des Freiraums, der Erholung, des Hochwasserschutzes und vieles mehr zusammen“, sagt Nadine Kießling. „Aber auch wir sehen und wissen nicht alles und daher ist es gut, dass am Verfahren so viele Menschen beteiligt sind.“
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Einer der 56 offiziell Beteiligten war und ist Oliver Spieß. Er ist seit 20 Jahren Bürgermeister von Fronreute und sitzt – vom Kreistag gewählt – seit 13 Jahren in der Verbandsversammlung. Er hat sich damals ins Thema Regionalplan reingefuchst, gestärkt durch „Die Grenzen des Wachstums“, dem Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit aus dem Jahre 1972. „Eine tolle Erfahrung war das. Der Regionalplan hätte vor 15 bis 20 Jahren sicher ganz anders ausgesehen, aber seitdem hat sich die Welt verändert. Und das spiegelt er hervorragend wider.“ In seiner Gemeinde ist laut Regionalplan Wachstum möglich, es gibt sogenannte weiße Flächen. Das bedeutet, dass für sie noch keine abschließenden raumordnerischen Entscheidungen getroffen wurden. „Diese könnten wir als Gemeinde der Bebauung zuführen. Aber das wird dann erst endgültig im Verfahren des Bebauungsplanes und des vorgeschalteten Flächennutzungsplanes geklärt, die auf dem Regionalplan aufsetzen. Dieser gibt uns also die Möglichkeit, uns als Gemeinde zu entwickeln. Das freut mich auch persönlich.“
„Der Regionalplan gibt uns die Möglichkeit, uns als Gemeinde zu entwickeln.“
Bürgermeister von Fronreute
Oft ist es gut, sich aus der Luft einen Überblick zu verschaffen.Blitzenreute von oben, auf der freien Fläche
soll ein interkommunales Gewerbegebiet entstehen. © Kilian Bendel
Der Buchseehof liegt direkt am Buchsee und ist umgeben von saftigen Wiesen. © Kilian Bendel
Was nichts anderes heißt als: Jede Baumaßnahme braucht einen Ausgleich. Konkret: Wird nach Bebauungsplan in Boms ein zwei Hektar großes Gewerbegebiet gebaut, dann muss die Maßnahme in möglichst naher Umgebung mit einer gleich großen Fläche Naturraum ausgeglichen werden. Je wertiger der Naturraum ist, desto mehr Ökopunkte erhält er und kann dann als Ausgleich für die verbaute Fläche eingelöst werden. Dieser Prozess wird durch eine eigenständige Gesellschaft namens ReKo mit Unterstützung des Regionalverbands gesteuert. „Wir haben auf unserem Land bereits ein Fauna-Flora-Habitat- und ein Vogelschutzgebiet, aber wollen in diesem Zusammenhang noch mehr für die Natur und damit die Zukunft tun und gleichzeitig unsere Existenz sichern. Es kann also eine dreifache Win-win-Situation entstehen – wenn wir auch Tourist*innen informieren und mit einbeziehen.“
Wir müssen überregional und langfristig denken.“
Landwirt und Betreiber des Buchseehofs