Die Mobilitätswende im Schussental

Echte Alternativen nutzen

vom 15. Jul 2021
Autor: Stefan Blank
Fotos: Anja Köhler, Don Ailinger
© Anja Köhler
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Wir leben in einem ländlichen, recht zersiedelten Raum mit vielen Dörfern und wenigen Städten. Um von A nach B zu kommen, brauchen wir ein Fahrzeug. Klassisch nach wie vor das eigene Auto, das in der Garage oder am Straßenrand steht. Dort steht es meist 90 Prozent seiner Lebenszeit. Dabei gibt es heute schon überzeugende Konzepte für Individualverkehr ohne Auto. Wir stellen vier Menschen aus der Region vor, die zwei Dinge gemeinsam haben: Franziska Baar, Bernd Hasenfratz, Sören Zieher und Katharina Schneider verbindet die Liebe zum Fahrrad und sie haben eine Vision für die Mobilität der Zukunft.

„Ich bin grundsätzlich für Bewegung.“ 

Franziska Baar
Akademische Mitarbeiterin und Doktorandin
am Zentrum für empirische Kommunikationsforschung , DHBW Ravensburg

FRANZISKA BAAR – DIE FORSCHERIN

„Wir brauchen eine Energie- und Mobilitätswende! Nicht morgen oder in einer Woche, sondern jetzt“, fordert die Jugendbewegung Fridays for Future seit Dezember 2018. Franziska Baar kann dem nur zustimmen, die Wende hat sie längst hinter sich. Wenn sie sich morgens auf den Weg zu ihrem Büro macht, dann legt sie die paar Kilometer innerhalb Ravensburgs mit dem Fahrrad zurück. Für sie eine klare Sache, denn sie hat sich vor drei Jahren vom eigenen Auto verabschiedet. Baar ist Akademische Mitarbeiterin und Doktorandin am Zentrum für empirische Kommunikationsforschung an der Dualen Hochschule (DHBW) Ravensburg und hat eine Mission: „Ich möchte, dass weniger Menschen Auto fahren.“ Als Doktorandin konnte sie aus ihrer Mission ein Projekt machen und forscht zum Thema „Mobilitätstrends aus Sicht der deutschen Bevölkerung – Schwerpunkt: Innovationskommunikation im ÖPNV“. Dafür befragte sie zwischen dem 2. und 9. November 2020 500 Menschen im Alter von 18 bis 79 Jahren zu ihrem individuellen Mobilitätsverhalten. Das für sie recht erschreckende Ergebnis: „Über ein Drittel der Befragten sieht – trotz der bestätigten Wahrnehmung des Einflusses auf das Klima – keine Notwendigkeit, das eigene Mobilitätsverhalten zu ändern. Dies hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr auch angesichts der stärker in der Öffentlichkeit sichtbaren Klimakrise nicht verändert.“ Für sie zeigt sich auch für die Region Schussental eine Schwäche des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), was ihre Studie bestätige: „64 Prozent der Befragten aus ländlicheren Gebieten sehen im zeitlich unpassenden Fahrplan das größte Hindernis, den ÖPNV zu nutzen.“

Franziska Baar bewegt sich am liebsten zu Fuß durch das Schussental, mit dem Bike geht’s ins Büro. © Anja Köhler

Dabei, davon ist sie überzeugt, gebe es genügend Angebote, die das Auto ersetzen könnten. Nur wissen das zu wenige. Also sucht sie nach Konzepten, wie sie „den ÖPNV sexy machen“ kann. Da geht es um Kommunikation, um Akzeptanzforschung, um Medienrezeption und Tonalität. Auf den Punkt gebracht: „Ich will herausfinden, wie die ÖPNV-Anbieter Mobilitätsinnovationen strategisch kommunizieren können. Dazu gehört unter anderem, den Leuten klarzumachen, dass die Umwelt ganz oben stehen muss und dass das eigene Auto nie die günstigste Lösung ist. Wie können also die Anbieter solche Angebote verknüpfen und flexibel gestalten, einfache Buchungsmechanismen einsetzen, um alle Menschen mobil zu machen?“ Der ÖPNV im Schus-sental solle weiter ausgebaut und in der Innenstadt das Parken teurer werden. Auf der anderen Seite sollten auch die Menschen mehr Eigenantrieb entwickeln. „Ich bin grundsätzlich für Bewegung“, sagt Baar und hofft, dass vor allem die Angebote für junge Menschen, auch zu nächtlichen Stunden noch mit dem Nahverkehr von A nach B zu kommen, verbessert werden. Alle Menschen sollten sich selbst organisieren, vielleicht in Fahrgemeinschaften oder im Car- oder E-Bike-Sharing und sich mehr bewegen, vielleicht mit dem Fahrrad, vielleicht zu Fuß.

Making of #meinschussental Franziska Baar – Doktorandin Duale Hochschule (DHBW) Ravensburg © Don Ailinger

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„Heute ist das Thema

Mobilität-on-Demand ganz groß.“ 

Bernd Hasenfratz
Prokurist beim Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (BODO)
BERND HASENFRATZ – DER PRAKTIKER
„Bei der Realisierung der Mobilitätswende spielt der öffentliche Nahverkehr eine zentrale Rolle. Niemand darf mehr auf ein eigenes Auto angewiesen sein, unabhängig vom Einkommen muss der ÖPNV für alle zugänglich sein“, heißt eine weitere Forderung von Fridays for Future. Eine Forderung, die bei Bernd Hasenfratz als „Message von der Straße“ angekommen ist. Hasenfratz ist Prokurist beim Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (BODO), radelt wie Baar mit dem Bike zur Arbeit und erhofft sich für die Zukunft, dass sich spätestens mit der kommenden Generation das Mobilitätsverhalten nachhaltig verändert. „Bis vor wenigen Jahren war es bei uns ganz logisch, dass man mit 18 den Führerschein gemacht hat und dann kam ein Auto her. Heute verschiebt sich das: Die jungen Menschen organisieren ihre Mobilität übers Smartphone.“ Also müssten auch die ÖPNV-Anbieter flexibler werden und passendere Angebote machen. „Heute ist das Thema Mobilität-on-Demand ganz groß.“ „On demand“, das steht für flexible Bedienforen. Ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist „emma“. Mit dem Förderprogramm unterstützt der Bodenseekreis seit 2019 seine Gemeinden bei der Verbesserung des ÖPNV vor Ort durch bedarfsorientierte Verkehre „im Kleinen“ und mit flexiblen Bedienungsangeboten. „Das ist sicher ein Teil der Zukunft der Mobilität“, sagt Hasenfratz. Und diese Angebote könnten dann eben direkt über das Smartphone gebucht werden. Um das hinzubekommen, arbeitet das Team von BODO mit Partnern an einer Digitalisierungsstrategie.

Die sinnvolle Kombination der einzelnen Transportmittel ist ein Schlüssel für eine CO2-arme Fortbewegung. Vom Bus auf die Schiene, die letzte Meile mit dem Rad – smart kombiniert und gut getaktet mithilfe des Smartphones. © Don Ailinger, Anja Köhler

Wir haben heute schon die eCard mit automatischem Check-in und Check-out. Man muss kein passendes Kleingeld bereithalten und kann einfach mitfahren.“ So würden Zugangsbarrieren gesenkt und der einzelne Tarif falle nicht mehr so ins Gewicht. Gleichzeitig werden Preisstrukturen und Tarifkooperationen mit anderen Landkreisen beständig überarbeitet und für die Zielgruppen angepasst. „Es gibt ja jetzt schon ein spezielles Ticket für den rüstigen Rentner, der die Region erwandern will, und demnächst eins für den Nachtschwärmer, der morgens um drei seinen Transport on demand und per App organisieren kann.” Und das schicke Bike könne man meistens im ÖPNV auch mitnehmen.
Das Elektrofahrrad-Verleihsystem der TWS soll im Schussental die Lebensqualität fördern und ein klares Zeichen für mehr Nachhaltigkeit setzen. Die Buchung erfolgt über die zentrale Plattform und App tws.mobil. © Don Ailinger
Making of #meinschussental Bernd Hasenfratz – Bodensee-OberschwabenVerkehrsverbund (BODO) © Don Ailinger

„Fahrräder sind die Zukunft. Je früher und besser wir die Kinder aufs Bike bekommen, desto besser sieht die Zukunft der Mobilität aus.“ 

Sören Zieher
entwickelt edle Bikes und betreibt in Horgenzell eine Rad-Manufaktur

SÖREN ZIEHER – DER GESTALTER
Dass ein Bike etwas hermacht und verbindet, ist für Sören Zieher überhaupt keine Frage. „Fahrradfahren ist das neue Golfen.“ Zieher entwickelt edle Bikes und betreibt in Horgenzell eine Rad-Manufaktur. Seine Fahrräder genießen Kultstatus in der Biker*innen-Gemeinde, die täglich größer wird. Er ist in Oberschwaben aufgewachsen, hat in Ulm Mediendesign studiert und zog 2005 nach Köln. Hier kam er aufs Fahrrad und gestaltete seinen ersten Carbonrahmen. 2015 eröffnete er einen Bike Shop in Ravensburg, belebte mit einer Radsportgruppe die örtliche Radlerszene und beschäftigt sich seit 2018 mit einer ganz speziellen Zielgruppe: Er baut Fahrräder für Kinder – custom made, also individuell gefertigt – und verkauft diese erfolgreich. 16 Modelle hat er entwickelt und ist in seiner Zielsetzung ganz klar: „Fahrräder sind die Zukunft. Je früher und besser wir die Kinder aufs Bike bekommen, desto besser sieht die Zukunft der Mobilität aus.“ Der Verkaufsanteil seiner Kinderbikes liegt über 50 Prozent, Tendenz steigend. Da ist es nur konsequent, dass der leidenschaftliche Radsportler einen Großteil seiner Freizeit mit seiner Frau und seinen zwei Kindern auf dem Fahrrad verbringt. Gemeinsam sportlich unterwegs zu sein oder morgens mit dem Rad zur Arbeitsstelle zu pendeln sei bei uns gut möglich, meint Zieher. Hier und da sollten die Radwege noch ausgebaut und die Straßenführung verbessert werden, aber „man findet immer seinen Weg. Fahrradfahren ist einfach die beste Art der Fortbewegung“.

Der leidenschaftliche Radler Sören Zieher sorgt dafür, dass auch bereits die Kleinen, wie Sohnemann Matti, ein passendes, leichtes und hochwertiges Bike bekommen – custom made. © Anja Köhler

Making of #meinschussental Sören Zieher – VPACE © Don Ailinger

„Mobil sein heißt nicht, ein Auto zu haben. Mobil sein heißt, echte Alternativen zu nutzen und damit die für die Umwelt so wichtige Mobilitätswende herbeizuführen.“ 

Katharina Schneider
Geschäftsfeldentwicklung der TWS Netz GmbH
KATHARINA SCHNEIDER – DIE GESCHÄFTSFELDENTWICKLERIN
Auch Katharina Schneider wählt das Fahrrad, um zu ihrem Arbeitsplatz bei der TWS zu kommen. Im Gegensatz zu Sören Zieher aber sieht sie etliche Möglichkeiten, die Mobilität der Zukunft zu verbessern. Schneider arbeitet seit Januar 2020 in der Geschäftsfeldentwicklung der TWS Netz GmbH und entwickelt das Angebot der TWS als Infrastrukturdienstleister im Bereich Mobilität weiter. „Mit tws.mobil wollen wir eine Mobilitätsplattform anbieten, die alle Angebote sichtbar macht, um von A nach B zu kommen.“ Es gehe also nicht darum, entweder nur den ÖPNV oder nur das E-Bike als Verkehrsmittel anzubieten, sondern um eine komplette Mobilitätslösung. „Stellen Sie sich vor, sie wollen zwischen Weingarten und Ravensburg Ihren Weg in Teilstrecken organisieren, beispielsweise zum Einkaufen und für einen Geburtstagsbesuch. Dann könnten Sie über die App eine Teilstrecke mit dem Pedelec buchen, vielleicht bis zum Parkplatz, wo ein E-Car steht. Dann von dort aus mit dem Auto zum Einkaufen fahren. Alles ist möglich mit nur einer App. Wir nennen das Konzept für diesen Wechsel der Verkehrsmittel ‚intermodale Mobilität‘. Und diese allen Bürger*innen der Region zu ermöglichen, ist unser Ziel.“ Um dorthin zu kommen, bietet die TWS Pedelecs an, auf denen man ab den Verleihstationen im ganzen Schussental einfach und Ökostrom-gepowert losradeln kann. Zum Paket gehören natürlich die Angebote des ÖPNV, die über die tws.mobil-App gesichtet und baldmöglichst auch gebucht werden können. Und dazu gehört seit April 2021 auch das eCarsharing, das die TWS gemeinsam mit einem Partner aufbaut. „Mit drei E-Cars fangen wir an, bis zu 20 könnten es werden.“ Die TWS setzt mit ihrem Mobilitätskonzept langfristig auf Wachstum. Derzeit nutzen rund 2.500 registrierte Nutzer*innen die App tws.mobil und für Katharina Schneider gibt es nur diesen richtigen Weg: „Mobil sein heißt nicht, ein Auto zu haben. Mobil sein heißt, echte Alternativen zu nutzen und damit die für die Umwelt so wichtige Mobilitätswende herbeizuführen.“

Katharina Schneider (links) und Jenny Jungnitz machen sich Gedanken über die Zukunft der Mobilität und entwickeln für die  TWS Konzepte – wie zum Beispiel das eCarsharing. © Don Ailinger

tws.mobil – die mobile Lösung für unsere Region

Wir leben in einer Zeit großer Veränderungen. Nachhaltigkeit und Ökologie sind gefragter denn je. Vor allem bei der Mobilität. Hier bieten wir von der TWS als regionaler Versorger ein umfassendes Konzept, das die Mobilität der Zukunft für uns alle neu definiert.

Bereits heute bieten wir mit dem öffentlichen Nahverkehr inklusive Fahrplanauskunft und demnächst Ticketing plus dem Angebot von tws.rad ein vernetztes und funktionierendes System, das viele Menschen aktiv nutzen – und das dank umweltfreundlicher Antriebstechnologien unsere Umwelt schont.

Mit dem cleveren eCarsharing-System kommt nun ein weiterer Mobilitätsbaustein hinzu. Durch intelligentes Kombinieren von Fortbewegungsmitteln lassen sich damit alle Ziele in der Region erreichen.
Die smarte App tws.mobil hilft dabei, Routen schnell und mit wenigen Klicks zu planen. Ein ständig wachsendes Netz an Lade- und Verleihstationen, die mit 100 Prozent Ökostrom versorgt werden, ermöglichen eine neue Form der individuellen Mobilität.
Als weiteren Baustein bietet die TWS bereits für erste Kunden, wie Unternehmen und Kommunen, das komplette Mobilitätsmanagement. Fuhrparks und elektronische Fahrtenbücher lassen sich so zentral führen, verwalten und gleichzeitig optimieren.
Damit bieten wir neben einer eigenen Infrastruktur nun auch sämtliche Services rund um das Thema Mobilität. Für eine mobile Zukunft, die unsere Heimat bewahrt und uns alle weiterbringt.

Die Mobilitätswende schaffen wir nur gemeinsam.

Jetzt informieren, Angebote nutzen und aktiv werden: tws.de/mobilitaet

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