„Wir sind ein ökologisch orientiertes und regional verwurzeltes Unternehmen, das sich seit 2001 um die Versorgung der Bürger in der Region mit Strom, Gas, Wasser und Wärme kümmert. Entstanden sind wir aus einer Fusion der Stadtwerke Ravensburg und Weingarten“, heißt es auf der Website der TWS. Das klingt gut und ist richtig. Aber über die Schwierigkeiten, die diese Fusion mit sich brachte, sagt die Website nichts. „Ich fand die Aufgabe interessant“, erzählt Thiel-Böhm. „Denn ich habe in Paderborn erlebt, wie es nicht laufen sollte.“ Hier hatte sich Ende der 1990er-Jahre der Strom- und Gasriese E.ON kurzerhand Thiel-Böhms Arbeitgeber, die Stadtwerke Paderborn, einverleibt. Durch Übernahmen und Fusionen entstand schließlich zum 1. Oktober 2003 das Unternehmen E.ON Westfalen Weser AG. Das Angebot, in dem neu geschaffenen Unternehmen tätig zu sein, kam für ihn nicht infrage. So suchte Thiel-Böhm nach einer neuen Herausforderung, die er weit von Paderborn entfernt, in Süddeutschland, im Schussental fand. „So ein bisschen schwäbisch war ich schon immer. Ich bin recht pingelig und gebe nicht gerne Geld aus.“ Also bewarb er sich für die Aufgabe, zwei Stadtwerke zusammenzubringen – ohne Verluste an Menschen und Wissen. „Und dann wurde ich eingeladen und dachte: Gehst mal hin, schaust dir das an. Wenn’s schiefgeht, spricht sich das nicht bis Paderborn rum.“
Doch schon der erste Besuch hinterließ einen bleibenden Eindruck: „Das Schus-sental zeigte sich Ende September von seiner schönsten Seite. Es hat einfach alles gepasst.“ Thiel-Böhm lacht: „Die Entscheider mussten sich anschließend schon mal fragen lassen, ob sie denn für die Aufgabe keinen Oberschwaben gefunden hätten.“ Aber bis zum Image der TWS als ökologischem Anbieter war es für den streitbaren Westfalen noch ein weiter Weg.
Seine Beharrlichkeit hatte er bereits zu Studienzeiten unter anderem in der Interessenvertretung der wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Universität Paderborn unter Beweis gestellt. Hier promovierte der Maschinenbauer zum Thema Methan. Titel seiner Dissertation: „Explosionsgrenzen methanhaltiger Brenngasgemische“. Er forschte, veröffentlichte und wurde irgendwann der „oberste Techniker“ der Stadtwerke Paderborn.
„Wir müssen wirklich allen Menschen klarmachen: Wenn wir etwas bewirken wollen, dann geht es nur gemeinsam. Wir müssen an die Allgemeinheit denken, nicht nur an uns selbst. Wir sind alle mit unseren Entscheidungen Teil der Energiewende. Nur so gelingt Klimaschutz.“
Geschäftsführer der TWS
„Das, was wir bei der TWS erreicht haben, ist gut. Aber da geht noch was.“ Gerade ist sein Vertrag um sechs Jahre verlängert worden, „bis zum Anspruch auf staatliche Versorgungsleistungen“. Für Thiel-Böhm ist sein Leben eine runde Sache: „20 Jahre Ostwestfalen, 20 Jahre Paderborn, 20 Jahre hier, das passt. Mittlerweile ist das Schussental zu einem Stück Heimat geworden.“
Das Thema sei komplex. Es geht um Schutzräume, Schattenwürfe, um Bebauungen, um Befindlichkeiten und beispielsweise mit dem Rotmilan um Artenschutz. Die Bevölkerung müsse mit ins Boot. „Wir müssen wirklich allen Menschen klarmachen: Wenn wir etwas bewirken wollen, dann geht es nur gemeinsam. Wir müssen an die Allgemeinheit denken, nicht nur an uns selbst. Wir sind alle mit unseren Entscheidungen Teil der Energiewende. Nur so gelingt Klimaschutz.“
Wir sind wieder am Parkplatz angekommen. Andreas Thiel-Böhm schließt sein E-Bike auf, setzt den Helm auf und flitzt Richtung Weingarten davon. Es gibt viel zu tun.
Making of #meinschussental Andreas Thiel Böhm – Geschäftsführer der TWS © Don Ailinger
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